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Brockmannview

[:en]Interview mit Autorin Doris Brockmann.


DA: Ist Seele so eine Art Schotter?

DB: Eher so eine Art Lapidarium.

DA: Wie nennt man ein Gehirn mit Beinchen?

DB: Pfirsich-Charlotte auf Nierentisch.

DA: Worum geht es in Ihrem Roman Lichtsperre?

DB: Danke, dass Sie sich danach erkundigen. Es geht ihm schon wieder viel besser. Lassen Sie uns aber lieber über einen anderen zentralen Text sprechen, der überhaupt noch nicht besprochen wurde. Wir Imitierten Liebe, Die heißt er und bringt sich im seriellen Einsatz des Akronyms „Wild“ hervor: „Wir imitierten Liebe, die wahr ist. Liebe, die wohlbehaglich ist, lasten­ausgleichend, dauerhaft.“ So geht das den ganzen Text durch.

DA: ???

DB: Das sollten Sie mal in Ihrer Experimentierzeitung veröffentlichen. Aber Oulipo ist Ihnen vermutlich zu unexperimentell!

DA: Ich gebe Ihnen die Begriffe „Müsli“ und „Wärmedämmungsmatrix“ – worin besteht deren kleinster gemeinsamer Nenner?

DB: SIM. Ohne müsligestützte Wärmedämmungsmatrix wäre mobiles Telefonieren immer noch ein Zukunftstraum.

DA: Wenn man ein Ass im Ärmel hat – was hat man dann in der Hose?

DB: Einen Hering, und zwar einen roten. → Hitchcock, Doyle, Christie.

DA: Was ist von Genießen zu halten?

DB: „Geh nießen“ ist ein abscheulicher Imperativ, der in den letzten Jahren in geradezu epidemischem Ausmaß – darin nur noch durch den Vormarsch des Buchsbaumzünslers (Cydalima perspectalis) überboten – Verbreitung findet. Er entwürdigt die Leser und Leserinnen insbesondere sogenannter Ratgeberliteratur, allenthalben Rotz und Radau zu produzieren, was ihnen im Grunde nicht weiterhilft, nichtlesende Mitmenschen aber, die einfach nur ihrem Tagewerk nachgehen wollen, allenthalben gehörig auf die Palme bringt. Damit kann keinem gedient sein.

DA: Wo sehen Sie sich in vump Jahren?

DB: Am Bahnhof. Mit Christian Anders (Antonio Augusto Schinzel-Tenicolo).

DA: Ist „Hallo?“ ein hinreichender Kündigungsgrund?

DB: Nur wenn der Vorname „Halli“ ist.

DA: Wer freut sich, wenn Nach und Zu Hause sich streiten?

DB: Der Im. Immer freut sich der Im (Novalis).

DA: Waren Sie als Bahningenieur für Geisterzüge zuständig?

DB: Nein, ausschließlich für Schlafzüge, die die ganze Fahrt hindurch freund­lich ru­ckeln und in denen die Fahrgäste furcht­los schlum­mern könn­en, auch am Tage. Die Züge waren aus­schließlich Schlaf­züge. In die stiegen die Leute zum Schla­fen ein, nicht um in die Fremde zu fahren. Die Schlaf­wagen konnten in jede Rich­tun­g fahren und von jetzt auf gleich die Richtung wech­seln, ganz ohne Gefahr, denn auf den antichronobiologischen Umstellwerkspion (Schlafwagenschaffner) war hundertprozentig Ver­lass. Der war Teil der Konstruktion.

DA: Was mache ich falsch?

DB: Sie haben mich immer noch nicht zu den europäischen Königshäusern befragt. Vor allem über die Monegassen sollten wir reden.

DA: Vielen Dank für das Gespräch.


Bildquelle: walk-the-lines.de[:de]Interview mit Autorin Doris Brockmann.


DA: Ist Seele so eine Art Schotter?

DB: Eher so eine Art Lapidarium.

DA: Wie nennt man ein Gehirn mit Beinchen?

DB: Pfirsich-Charlotte auf Nierentisch.

DA: Worum geht es in Ihrem Roman Lichtsperre?

DB: Danke, dass Sie sich danach erkundigen. Es geht ihm schon wieder viel besser. Lassen Sie uns aber lieber über einen anderen zentralen Text sprechen, der überhaupt noch nicht besprochen wurde. Wir Imitierten Liebe, Die heißt er und bringt sich im seriellen Einsatz des Akronyms „Wild“ hervor: „Wir imitierten Liebe, die wahr ist. Liebe, die wohlbehaglich ist, lasten­ausgleichend, dauerhaft.“ So geht das den ganzen Text durch.

DA: ???

DB: Das sollten Sie mal in Ihrer Experimentierzeitung veröffentlichen. Aber Oulipo ist Ihnen vermutlich zu unexperimentell!

DA: Ich gebe Ihnen die Begriffe „Müsli“ und „Wärmedämmungsmatrix“ – worin besteht deren kleinster gemeinsamer Nenner?

DB: SIM. Ohne müsligestützte Wärmedämmungsmatrix wäre mobiles Telefonieren immer noch ein Zukunftstraum.

DA: Wenn man ein Ass im Ärmel hat – was hat man dann in der Hose?

DB: Einen Hering, und zwar einen roten. → Hitchcock, Doyle, Christie.

DA: Was ist von Genießen zu halten?

DB: „Geh nießen“ ist ein abscheulicher Imperativ, der in den letzten Jahren in geradezu epidemischem Ausmaß – darin nur noch durch den Vormarsch des Buchsbaumzünslers (Cydalima perspectalis) überboten – Verbreitung findet. Er entwürdigt die Leser und Leserinnen insbesondere sogenannter Ratgeberliteratur, allenthalben Rotz und Radau zu produzieren, was ihnen im Grunde nicht weiterhilft, nichtlesende Mitmenschen aber, die einfach nur ihrem Tagewerk nachgehen wollen, allenthalben gehörig auf die Palme bringt. Damit kann keinem gedient sein.

DA: Wo sehen Sie sich in vump Jahren?

DB: Am Bahnhof. Mit Christian Anders (Antonio Augusto Schinzel-Tenicolo).

DA: Ist „Hallo?“ ein hinreichender Kündigungsgrund?

DB: Nur wenn der Vorname „Halli“ ist.

DA: Wer freut sich, wenn Nach und Zu Hause sich streiten?

DB: Der Im. Immer freut sich der Im (Novalis).

DA: Waren Sie als Bahningenieur für Geisterzüge zuständig?

DB: Nein, ausschließlich für Schlafzüge, die die ganze Fahrt hindurch freund­lich ru­ckeln und in denen die Fahrgäste furcht­los schlum­mern könn­en, auch am Tage. Die Züge waren aus­schließlich Schlaf­züge. In die stiegen die Leute zum Schla­fen ein, nicht um in die Fremde zu fahren. Die Schlaf­wagen konnten in jede Rich­tun­g fahren und von jetzt auf gleich die Richtung wech­seln, ganz ohne Gefahr, denn auf den antichronobiologischen Umstellwerkspion (Schlafwagenschaffner) war hundertprozentig Ver­lass. Der war Teil der Konstruktion.

DA: Was mache ich falsch?

DB: Sie haben mich immer noch nicht zu den europäischen Königshäusern befragt. Vor allem über die Monegassen sollten wir reden.

DA: Vielen Dank für das Gespräch.


Bildquelle: walk-the-lines.de

 

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