Novelle

[:en]Headquarters for Experimentalism [:de]Zentrale für Experimentelles[:]

Auerview

[:en]Interview mit Autor Martin Auer.


Wie wäre es mit einem Buch, das aus Saiten besteht? Oder mit einer Gitarre aus Pansen?

Ich schreibe a capella.

 

Vermehrte Knabenhäufungen lassen sich im unmittelbaren Bereich von ______________ feststellen.

Jugendstilhausfassaden. Wobei es sich durchwegs um nackte Knaben handelt. Oft auf Delphinen reitend oder solche umarmend, aber auch Trauben vorweisend.

 

Wie könnte ein standardisierter IQ-Test im Jahre 12004 aussehen?

Gelblich.

 

Was beweist das Nichterscheinen von Hummer?

Alles.

 

Wer ist GELD?

Da muss ich etwas weiter ausholen. Wie so viele Fragen lässt sich auch diese nur mit einer Geschichte beantworten. Die Geschichte handelt von dem bekannten türkischen Narren und Spaßvogel Nasreddin Hodscha und heißt: „Nasreddin Hodscha und die Nationalökonomie“. Hier ist sie:

Der Sultan von Usbekistan war einst in großen Schwierigkeiten. Handel und Wandel in Usbekistan lagen darnieder, da zu wenig Gold im Lande war, und der Sultan nahm keine Steuern ein. Der Sultan wusste schon nicht mehr, womit er seine Beamten und Soldaten bezahlen sollte. Er ließ alle seine Ratgeber zusammenkommen, aber keiner wusste eine Lösung. Schließlich wandte sich der Sultan an den Mullah Nasreddin Hodscha. Der besann sich eine Weile, dann sagte er: „Ich glaube, ich habe eine Lösung. Majestät besitzen doch ein Känguru?“

„Ja“, sagte der Sultan.

„Und außer Majestät besitzt niemand in diesem Land ein Känguru?“

„Nein“, sagte der Sultan.

„Und scheißt es, das Känguru?“

„Es scheißt“, sagte der Sultan.

„Nun“, sagte Nasreddin Hodscha, „so erlassen Majestät ein Gesetz, dass die Beamten ab nun in Känguruscheiße bezahlt werden.“

Der Sultan kratzte sich am Kopf: „Ich fürchte, das werden sie nicht mögen“, sagte er.

„Sie werden“, sagte Nasreddin beschwichtigend. „Sie werden es mögen, sobald sie von dem zweiten Gesetz hören werden, das Majestät zu erlassen die Güte zu haben geruhen werden.“

„Und was ist das für ein Gesetz?“

„Ein neues Steuergesetz. Es verpflichtet jeden Bürger, am Ende des Jahres dem Finanzamt ein Böhnchen Känguruscheiße abzuliefern. Bei Nichtablieferung gibt es hundert Peitschenhiebe auf die Fußsohlen.“

Der Sultan schmunzelte: „Ein diabolischer Plan, mein lieber Nasreddin. Wenn er gelingt, wirst du Finanzminister.“

Der Plan wurde durchgeführt. Die Beamten erhielten monatlich zehn Böhnchen Känguruscheiße. Das erste legten sie für die Steuer zurück und für den Rest konnten sie so ziemlich alles eintauschen, was sie brauchten. Denn natürlich war jeder Bürger und jede Bürgerin des Landes begierig, in den Besitz von Känguruscheiße zu kommen. Bald war Känguruscheiße die anerkannte Währung des Landes und niemand redete mehr von Gold. Alle Staatsausgaben wurden in Känguruscheiße beglichen, der Handel kam wieder in Schwung, auf dem Markt und an der Börse zahlte man mit Känguruscheiße, im Bordell und in den Opiumhöhlen ebenso. Natürlich gab es auch Betrüger, die versuchten, armen halbblinden Witwen Kaninchenköttel oder Ziegendreck anzudrehen, es gab auch welche, die von den Känguruböhnchen ein wenig abschabten und so aus zehn Böhnchen elf machten, aber die Polizei des Sultans, bezahlt mit Känguruscheiße, legte ihnen bald das Handwerk beziehungsweise verlangte derart hohe Summen an Bestechungsscheiße, dass es sich für die Betrüger kaum lohnte. Usbekistan wurde ein blühendes Reich und Nasreddin Hodscha wurde Finanzminister und blieb es, bis das Känguru Durchfall bekam und starb. Dann wurde in Usbekistan Papiergeld eingeführt.

 

Wenn man ein Ass im Ärmel hat – was hat man dann in der Hose?

Einen Royal Flush.

 

Was ist eigentlich von „arschbacken“ als Adjektiv zu halten?

Ziemlich viel. Die Rede des Bundeskanzlers war wieder einmal ziemlich arschbacken.

 

Wie oft muss ich abbiegen, um zum Gehirn zu kommen?

Auch darauf muss ich wieder mit einer Geschichte antworten.

In Paris steht ein Schloss, das ist ganz aus Schmieröl gemacht. Da drin wohnt ein Mann, der ist ganz aus Blutwurst und Sauerkraut, und verheiratet ist er mit einem Kilo Karotten. Jeden Tag führt er seine Frau in der Dachrinne spazieren in einem Körbchen, das ist ganz aus Wasser. In seinem Ohr ist ein Obstgarten, und wenn er einen Apfel will, dann fährt er mit dem Fahrrad in sein eigenes Ohr hinein und hinauf auf den höchsten Apfelbaum. Sein Fahrrad heißt Konrad Meisenbichler und kriegt jedes Jahr zwei bildhübsche Junge. Einmal ist er vom Fahrrad gefallen und vom Apfelbaum herunter in sein eigenes Ohr hinein, und ist immer tiefer und tiefer gefallen, und wenn er nicht bei seinem Nasenloch wieder herausgekommen wäre, wär er verschwunden gewesen für immer. Aber das Fahrrad ist auf dem Baum geblieben. Der Mann hat eine Katze, die kann er von innen nach außen wenden wie eine Jacke, und wenn er sie einmal wendet, ist sie ein Elefant, und wenn er sie zweimal wendet, eine Nähmaschine. Der Mann ist zehntausend Jahre alt und wird morgen geboren werden. Aber er hat einen Regenschirm, aus dem regnet es, und einen Sonnenschirm, der nicht in die Sonne kann, weil er immer gleich Sonnenbrand kriegt. Der Mann hat einmal einen Kaugummi gehabt, da hat der Gummi den Mann gekaut, seitdem hat er seine alte Form nicht mehr. Und wenn der Mann niesen muss, weiß er nicht, wo seine Nase ist, drum niest er aus allen Löchern gleichzeitig. Das macht einen schrecklichen Krach und stinkt auch sehr, darum sind alle Pariser davongelaufen und gestern haben sie gefragt, ob sie bei uns nicht die Besenkammer mieten können, da wollen sie wohnen, bis ihnen wer eine neue Stadt schenkt.

 

Welche der verfügbaren Öffnungen führt zum absoluten Glück?

Ja, genau diese!

 

Bedeutet „Imneksayak“ auf Türkisch nicht zufälligerweise __________?

Nein.

 

Was ist das Gegenteil von „überhaupt“?

Unterfuß.

 

Wovon träumt die Dunkelheit?

Eine poetische Frage. Lassen Sie mich darauf mit einem Haiku antworten:

Der Regen
trommelt ans Fenster,
erzählt vom Regen.
(Aus: Der Himmel ist heut aus Papier. Wien, Klever Verlag 2018)

 

In welcher Einheit wird Berittenheit ausgedrückt?

In Pferdefüßen.

 

„Was waren die gezeigten Gegenstände?“

Eine Geschichte von Jürg Schubiger (1936–2014). Oder nein, die hieß: „Die vorgezeigten Dinge“.

 

Glauben Sie an die Ambiguität von Schwärze?

Unbedingt!

 

Was bedeutet „Glaubst du an Gott?“?

Nicht viel. Wenn ich nicht schlafen kann, versuche ich mir Witze über Gott auszudenken. Zum Beispiel: Weiß Gott eigentlich, dass er nicht gleichzeitig allwissend und allmächtig sein kann?

 

Worum geht es in Ihrem Roman Lichtsperre?

Lichtsperre ist die Geschichte eines Mannes auf der Suche nach sich selbst. In einem verwirrend großen Einkaufszentrum stößt der Mann auf eine Orientierungstafel mit dem Hinweis: „Sie sind hier.“ Doch als er sich umblickt, kann er sich nirgends entdecken. So beginnt eine Odyssee durch Großräume und Ballungszentren, Hoheitsgebiete und Wirtschaftsstandorte, die ihn bis an die Grenzen seiner Phantasielosigkeit führt und schließlich zurück zu seinem Ausgangspunkt: Einer Orientierungstafel mit dem Hinweis: „Sie sind hier.“ Der Roman ist eine Metapher für unsere Geworfenheit ins Dasein, doch ebenso für die be(un)ruhigende Gewissheit, dass, wenn wir es auch selbst nicht wissen, doch eine höhere Macht über uns waltet, die zumindest weiß, wo wir sind.

 

Was war Ihr bisher kleinstes Blatt?

Darf ich mir Bedenkzeit ausbitten?

 

Worauf will einer hinaus, der viermal rechts abbiegt?

Würde es Sie erstaunen, wenn ich auf Ihre Frage mit einer Geschichte antworte?

Einst traf ich einen alten Mann, der schleppte einen schweren Rucksack und brach fast zusammen darunter. Ich trat auf ihn zu und fragte ihn höflich, wo er denn den schweren Rucksack hintragen wolle und ob ich ihm nicht helfen könne. Aber er dankte mir freundlich und sagte: „Den Rucksack trage ich nirgendwo hin. Ich trage ihn immer mit mir.“

„Ja, um Himmels willen, warum tun Sie sich denn das an, immer mit so einem schweren Rucksack herumzulaufen?“

„Der Rucksack, junger Freund, hat einen tiefen Sinn. Wie sollte ich sonst meine sechs schweren Eisenplatten, vierundzwanzig Vorhängeschlösser und vierundzwanzig Schlüssel und sechs eisernen Ketten mit mir tragen?“

„Das alles haben Sie da drinnen?“ fragte ich erstaunt.

„Ja, junger Freund, das alles trage ich in diesem Rucksack, und das ist der Sinn des Rucksacks. Denn alles muss seinen Sinn haben!“

„Ja, und diese sechs schweren Eisenplatten, haben die auch einen Sinn?“

„Natürlich, junger Freund. Diese sechs Eisenplatten sind quadratisch, und der Sinn davon ist, dass sie sich zu einem Würfel zusammensetzen lassen. Und an jeder Seite hat jede Eisenplatte zwei Ösen angeschmiedet. Und der Sinn davon ist, dass sie genau zu den Ösen an den Seiten der anderen Platten passen.“

„Und die Schlösser, haben die auch einen Sinn?“

„Natürlich, junger Freund, die Schlösser haben den Sinn, dass sie durch die Ösen passen. Wenn ich immer ein Vorhängeschloss durch zwei Ösen stecke und absperre, kann niemand außer mir den Würfel öffnen.“

„Aha. Und die Ketten, die haben sicher auch einen Sinn?“

„Natürlich, junger Freund. Der Sinn der Ketten ist, dass ich damit den Eisenwürfel an einem Baum, an einem Telegrafenmast oder an etwas anderem anhängen kann. Und der Sinn davon ist, dass niemand den Würfel wegtragen kann.“

„Ja, aber wozu soll denn das gut sein?“, rief ich ganz erstaunt.

„Auch das hat seinen Sinn, junger Mann. Ich raste nämlich öfters. Und der Sinn davon ist, neue Kräfte zu sammeln, damit ich den Rucksack weitertragen kann. Und wenn ich raste, baue ich den eisernen Würfel auf und hänge ihn mit den Ketten irgendwo an. Und der Sinn davon ist, dass ich meinen Rucksack in den eisernen Würfel sperren kann. Und der Sinn davon ist, dass mir niemand meinen Rucksack stehlen kann!“

„Ja, aber warum haben Sie denn solche Angst, dass man Ihnen den Rucksack stehlen könnte?“

„Der Sinn davon ist doch wohl klar!“, rief der alte Mann empört aus. „Wenn mir der Rucksack gestohlen würde, wie sollte ich dann meine sechs schweren Eisenplatten, die vierundzwanzig Schlösser und Schlüssel und die sechs eisernen Ketten tragen? In der Hosentasche vielleicht?“


Bildquelle: www.martinauer.net

[:de]Interview mit Autor Martin Auer.


Wie wäre es mit einem Buch, das aus Saiten besteht? Oder mit einer Gitarre aus Pansen?

Ich schreibe a capella.

 

Vermehrte Knabenhäufungen lassen sich im unmittelbaren Bereich von ______________ feststellen.

Jugendstilhausfassaden. Wobei es sich durchwegs um nackte Knaben handelt. Oft auf Delphinen reitend oder solche umarmend, aber auch Trauben vorweisend.

 

Wie könnte ein standardisierter IQ-Test im Jahre 12004 aussehen?

Gelblich.

 

Was beweist das Nichterscheinen von Hummer?

Alles.

 

Wer ist GELD?

Da muss ich etwas weiter ausholen. Wie so viele Fragen lässt sich auch diese nur mit einer Geschichte beantworten. Die Geschichte handelt von dem bekannten türkischen Narren und Spaßvogel Nasreddin Hodscha und heißt: „Nasreddin Hodscha und die Nationalökonomie“. Hier ist sie:

Der Sultan von Usbekistan war einst in großen Schwierigkeiten. Handel und Wandel in Usbekistan lagen darnieder, da zu wenig Gold im Lande war, und der Sultan nahm keine Steuern ein. Der Sultan wusste schon nicht mehr, womit er seine Beamten und Soldaten bezahlen sollte. Er ließ alle seine Ratgeber zusammenkommen, aber keiner wusste eine Lösung. Schließlich wandte sich der Sultan an den Mullah Nasreddin Hodscha. Der besann sich eine Weile, dann sagte er: „Ich glaube, ich habe eine Lösung. Majestät besitzen doch ein Känguru?“

„Ja“, sagte der Sultan.

„Und außer Majestät besitzt niemand in diesem Land ein Känguru?“

„Nein“, sagte der Sultan.

„Und scheißt es, das Känguru?“

„Es scheißt“, sagte der Sultan.

„Nun“, sagte Nasreddin Hodscha, „so erlassen Majestät ein Gesetz, dass die Beamten ab nun in Känguruscheiße bezahlt werden.“

Der Sultan kratzte sich am Kopf: „Ich fürchte, das werden sie nicht mögen“, sagte er.

„Sie werden“, sagte Nasreddin beschwichtigend. „Sie werden es mögen, sobald sie von dem zweiten Gesetz hören werden, das Majestät zu erlassen die Güte zu haben geruhen werden.“

„Und was ist das für ein Gesetz?“

„Ein neues Steuergesetz. Es verpflichtet jeden Bürger, am Ende des Jahres dem Finanzamt ein Böhnchen Känguruscheiße abzuliefern. Bei Nichtablieferung gibt es hundert Peitschenhiebe auf die Fußsohlen.“

Der Sultan schmunzelte: „Ein diabolischer Plan, mein lieber Nasreddin. Wenn er gelingt, wirst du Finanzminister.“

Der Plan wurde durchgeführt. Die Beamten erhielten monatlich zehn Böhnchen Känguruscheiße. Das erste legten sie für die Steuer zurück und für den Rest konnten sie so ziemlich alles eintauschen, was sie brauchten. Denn natürlich war jeder Bürger und jede Bürgerin des Landes begierig, in den Besitz von Känguruscheiße zu kommen. Bald war Känguruscheiße die anerkannte Währung des Landes und niemand redete mehr von Gold. Alle Staatsausgaben wurden in Känguruscheiße beglichen, der Handel kam wieder in Schwung, auf dem Markt und an der Börse zahlte man mit Känguruscheiße, im Bordell und in den Opiumhöhlen ebenso. Natürlich gab es auch Betrüger, die versuchten, armen halbblinden Witwen Kaninchenköttel oder Ziegendreck anzudrehen, es gab auch welche, die von den Känguruböhnchen ein wenig abschabten und so aus zehn Böhnchen elf machten, aber die Polizei des Sultans, bezahlt mit Känguruscheiße, legte ihnen bald das Handwerk beziehungsweise verlangte derart hohe Summen an Bestechungsscheiße, dass es sich für die Betrüger kaum lohnte. Usbekistan wurde ein blühendes Reich und Nasreddin Hodscha wurde Finanzminister und blieb es, bis das Känguru Durchfall bekam und starb. Dann wurde in Usbekistan Papiergeld eingeführt.

Wenn man ein Ass im Ärmel hat – was hat man dann in der Hose?

Einen Royal Flush.

 

Was ist eigentlich von „arschbacken“ als Adjektiv zu halten?

Ziemlich viel. Die Rede des Bundeskanzlers war wieder einmal ziemlich arschbacken.

 

Wie oft muss ich abbiegen, um zum Gehirn zu kommen?

Auch darauf muss ich wieder mit einer Geschichte antworten.

In Paris steht ein Schloss, das ist ganz aus Schmieröl gemacht. Da drin wohnt ein Mann, der ist ganz aus Blutwurst und Sauerkraut, und verheiratet ist er mit einem Kilo Karotten. Jeden Tag führt er seine Frau in der Dachrinne spazieren in einem Körbchen, das ist ganz aus Wasser. In seinem Ohr ist ein Obstgarten, und wenn er einen Apfel will, dann fährt er mit dem Fahrrad in sein eigenes Ohr hinein und hinauf auf den höchsten Apfelbaum. Sein Fahrrad heißt Konrad Meisenbichler und kriegt jedes Jahr zwei bildhübsche Junge. Einmal ist er vom Fahrrad gefallen und vom Apfelbaum herunter in sein eigenes Ohr hinein, und ist immer tiefer und tiefer gefallen, und wenn er nicht bei seinem Nasenloch wieder herausgekommen wäre, wär er verschwunden gewesen für immer. Aber das Fahrrad ist auf dem Baum geblieben. Der Mann hat eine Katze, die kann er von innen nach außen wenden wie eine Jacke, und wenn er sie einmal wendet, ist sie ein Elefant, und wenn er sie zweimal wendet, eine Nähmaschine. Der Mann ist zehntausend Jahre alt und wird morgen geboren werden. Aber er hat einen Regenschirm, aus dem regnet es, und einen Sonnenschirm, der nicht in die Sonne kann, weil er immer gleich Sonnenbrand kriegt. Der Mann hat einmal einen Kaugummi gehabt, da hat der Gummi den Mann gekaut, seitdem hat er seine alte Form nicht mehr. Und wenn der Mann niesen muss, weiß er nicht, wo seine Nase ist, drum niest er aus allen Löchern gleichzeitig. Das macht einen schrecklichen Krach und stinkt auch sehr, darum sind alle Pariser davongelaufen und gestern haben sie gefragt, ob sie bei uns nicht die Besenkammer mieten können, da wollen sie wohnen, bis ihnen wer eine neue Stadt schenkt.

Welche der verfügbaren Öffnungen führt zum absoluten Glück?

Ja, genau diese!

 

Bedeutet „Imneksayak“ auf Türkisch nicht zufälligerweise __________?

Nein.

 

Was ist das Gegenteil von „überhaupt“?

Unterfuß.

 

Wovon träumt die Dunkelheit?

Eine poetische Frage. Lassen Sie mich darauf mit einem Haiku antworten:

Der Regen
trommelt ans Fenster,
erzählt vom Regen.
(Aus: Der Himmel ist heut aus Papier. Wien, Klever Verlag 2018)

In welcher Einheit wird Berittenheit ausgedrückt?

In Pferdefüßen.

 

„Was waren die gezeigten Gegenstände?“

Eine Geschichte von Jürg Schubiger (1936–2014). Oder nein, die hieß: „Die vorgezeigten Dinge“.

 

Glauben Sie an die Ambiguität von Schwärze?

Unbedingt!

 

Was bedeutet „Glaubst du an Gott?“?

Nicht viel. Wenn ich nicht schlafen kann, versuche ich mir Witze über Gott auszudenken. Zum Beispiel: Weiß Gott eigentlich, dass er nicht gleichzeitig allwissend und allmächtig sein kann?

 

Worum geht es in Ihrem Roman Lichtsperre?

Lichtsperre ist die Geschichte eines Mannes auf der Suche nach sich selbst. In einem verwirrend großen Einkaufszentrum stößt der Mann auf eine Orientierungstafel mit dem Hinweis: „Sie sind hier.“ Doch als er sich umblickt, kann er sich nirgends entdecken. So beginnt eine Odyssee durch Großräume und Ballungszentren, Hoheitsgebiete und Wirtschaftsstandorte, die ihn bis an die Grenzen seiner Phantasielosigkeit führt und schließlich zurück zu seinem Ausgangspunkt: Einer Orientierungstafel mit dem Hinweis: „Sie sind hier.“ Der Roman ist eine Metapher für unsere Geworfenheit ins Dasein, doch ebenso für die be(un)ruhigende Gewissheit, dass, wenn wir es auch selbst nicht wissen, doch eine höhere Macht über uns waltet, die zumindest weiß, wo wir sind.

 

Was war Ihr bisher kleinstes Blatt?

Darf ich mir Bedenkzeit ausbitten?

 

Worauf will einer hinaus, der viermal rechts abbiegt?

Würde es Sie erstaunen, wenn ich auf Ihre Frage mit einer Geschichte antworte?

Einst traf ich einen alten Mann, der schleppte einen schweren Rucksack und brach fast zusammen darunter. Ich trat auf ihn zu und fragte ihn höflich, wo er denn den schweren Rucksack hintragen wolle und ob ich ihm nicht helfen könne. Aber er dankte mir freundlich und sagte: „Den Rucksack trage ich nirgendwo hin. Ich trage ihn immer mit mir.“

„Ja, um Himmels willen, warum tun Sie sich denn das an, immer mit so einem schweren Rucksack herumzulaufen?“

„Der Rucksack, junger Freund, hat einen tiefen Sinn. Wie sollte ich sonst meine sechs schweren Eisenplatten, vierundzwanzig Vorhängeschlösser und vierundzwanzig Schlüssel und sechs eisernen Ketten mit mir tragen?“

„Das alles haben Sie da drinnen?“ fragte ich erstaunt.

„Ja, junger Freund, das alles trage ich in diesem Rucksack, und das ist der Sinn des Rucksacks. Denn alles muss seinen Sinn haben!“

„Ja, und diese sechs schweren Eisenplatten, haben die auch einen Sinn?“

„Natürlich, junger Freund. Diese sechs Eisenplatten sind quadratisch, und der Sinn davon ist, dass sie sich zu einem Würfel zusammensetzen lassen. Und an jeder Seite hat jede Eisenplatte zwei Ösen angeschmiedet. Und der Sinn davon ist, dass sie genau zu den Ösen an den Seiten der anderen Platten passen.“

„Und die Schlösser, haben die auch einen Sinn?“

„Natürlich, junger Freund, die Schlösser haben den Sinn, dass sie durch die Ösen passen. Wenn ich immer ein Vorhängeschloss durch zwei Ösen stecke und absperre, kann niemand außer mir den Würfel öffnen.“

„Aha. Und die Ketten, die haben sicher auch einen Sinn?“

„Natürlich, junger Freund. Der Sinn der Ketten ist, dass ich damit den Eisenwürfel an einem Baum, an einem Telegrafenmast oder an etwas anderem anhängen kann. Und der Sinn davon ist, dass niemand den Würfel wegtragen kann.“

„Ja, aber wozu soll denn das gut sein?“, rief ich ganz erstaunt.

„Auch das hat seinen Sinn, junger Mann. Ich raste nämlich öfters. Und der Sinn davon ist, neue Kräfte zu sammeln, damit ich den Rucksack weitertragen kann. Und wenn ich raste, baue ich den eisernen Würfel auf und hänge ihn mit den Ketten irgendwo an. Und der Sinn davon ist, dass ich meinen Rucksack in den eisernen Würfel sperren kann. Und der Sinn davon ist, dass mir niemand meinen Rucksack stehlen kann!“

„Ja, aber warum haben Sie denn solche Angst, dass man Ihnen den Rucksack stehlen könnte?“

„Der Sinn davon ist doch wohl klar!“, rief der alte Mann empört aus. „Wenn mir der Rucksack gestohlen würde, wie sollte ich dann meine sechs schweren Eisenplatten, die vierundzwanzig Schlösser und Schlüssel und die sechs eisernen Ketten tragen? In der Hosentasche vielleicht?“


Bildquelle: www.martinauer.net

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