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Die newtonsche Eisblume

Von Roman Brendel.

Inmitten einer Wüste,
auf gluterhitzem Sand,
’ne Eisblume erblühte,
die das nicht seltsam fand.

Sie streckte sich und wogte,
genoss den vielen Raum.
Sie grüßte tags die Sonne
und nachts so manchen Traum.

Das sah der schlaue Newton
und sprach: „Ach so ein Quatsch!
Die Blume, die muss schmelzen
trotz Energieerhaltungssatz.“

Das Blümchen kuckt nur keck
und kichert leis in sich.
„Das mag bei dir so sein,
doch für mich gilt das nicht.“

Der Newton rast und tobt.
„Die Physik, ja die lügt nie.“
Da flüsterte das Blümchen:
„Du brauchst nur Fantasie.

Wir beide sind doch nur
zwei lustige Gedanken.
Und für die gelten bloß
selbst auferlegte Schranken.“

„Na dann ist das was and’res.
Dann ist es gut und recht.
Und auch die trock’ne Wüste
ist folglich gar nicht echt?

Das trifft sich ja ganz prima.
Denn ich starb fast vor Durst.
Doch wenn das gar nicht wahr ist,
dann ist mir das grad Wurst.“

So standen beide glücklich
in sonnenheißer Glut.
Die Blume blieb stets eisig,
und Newton fand das gut.

Bildquelle: (c) DA

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