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Knorke Borke

Interview mit Hauptknorkator Alf Ator

Wenn man Knorkator jemandem näherbringen möchte, so eignet sich zunächst vielleicht die Formel „Rammstein + x = Knorkator“ – wofür stünde x?

Während junge Musiker sich vor allem über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Musikrichtung definieren, bzw. durch Abgrenzung von einer anderen, was auch wichtig ist, um seinen Weg zu finden, sollte man später aber damit aufhören, sich stilistisch mit anderen Bands zu vergleichen, und einfach nur noch gute Songs schreiben. Falls man nämlich seinen Stil tatsächlich gefunden hat, wird die eigene Handschrift ohnehin automatisch durchscheinen. Der Nachteil dabei ist: Wenn in Interviews ständig Vergleiche mit anderen Bands kommen, ist man genervt, weil man das als Ignoranz gegenüber seiner hart erkämpften Unverwechselbarkeit empfindet.

In eurem aktuellen Song „Revolution“ singt ihr von den alles durchdringenden Trivialitäten (Zahn), Banalitäten (Kuh) und Klischeehaftigkeiten (Denke) – wie kommt man heutzutage eigentlich noch an echte Originalität ran?

Aus meiner Sicht kann ich nur die alte Weisheit wiederholen: Sei, wie du bist! Zugegeben, das ist in der Praxis oft schwerer, als es scheint. Gerade wenn es um Kunst geht, wo man natürlich auch versucht, die Menschen auf verständliche Weise zu erreichen, wo man ein Handwerk erlernen muss, was nicht ohne einen oder mehrere Meister geht, deren Herangehensweise man sich aneignet, verschwimmt nur allzu leicht die Grenze zwischen Form und Inhalt. Aber irgendwann kommt man an einen Punkt, da weiß man, dass man gerade der einzige Mensch auf der Welt ist, der eine bestimmte Botschaft auf eine bestimmte Weise erzählen kann. Dann muss man natürlich schnell handeln, ehe es ein anderer tut.

Beim Lesen und Wiederlesen eures aktuellen Albumstitels „Widerstand ist zwecklos“ erwische ich mich jedes Mal beim Nichtauffinden eines Wortspiels à la Hasenchartbreaker oder Es werde Nicht – ist jetzt schlusstig?

Das Wortspiel ist hier etwas versteckt, und zwar in der Covergestaltung. Man sieht 5 Drähte mit elektrischen Widerständen (Höhö!). Außerdem heißt die Tour „Zweck ist widerstandslos“.

Mein Lieblingswortspiel stammt von Achim Knorr und geht ungefähr so: „Isch bin Landstreischer und isch Pfandflaschen [fand Flaschen]“ – „Ich bin Franzi von Almsick und ich Schwimmhäute [schwimm heute].“ Habt ihr ein Lieblingswortspiel?

Nö.

Was sind ein paar Geheimtipps in Sachen (deutscher) Humor?

Schwer zu sagen. Eigentlich konsumiere ich Comedy überhaupt nicht, deswegen kenne ich mich nicht wirklich gut aus. Ich verehre Helge Schneider und Walter Moers, aber als Geheimtipps gehen die wohl nicht durch.

Wer oder was wird total über-/unterschätzt?

UNTERschätzt: Knorkator

ÜBERschätzt: alle anderen.

Was sind ein paar Geheimtipps in Grad (deutscher) Härte?

Ich kenne mich mit Härtegraden nicht aus. Sagen wir 90°? 

Ist die Ultraverfügbarkeit des Überangebots an Kunst sämtlicher Richtungssparten und Gattungsgenres eher gut oder schlecht?

Bei Filmen sehe ich es etwas problematisch, Fotografie ähnlich, andere Bildende Künste können sich nur freuen, und die Musiker sollten das eigentlich auch. Okay, die Zeiten, wo man mit CD-Verkäufen Millionär werden konnte, sind vorbei. Aber auf der anderen Seite kann man jetzt mit einem coolen Song + coolem Video, was heute nicht mehr so teuer sein muss, theoretisch die ganze Welt erreichen, ohne unzählige nervende Instanzen zu durchlaufen, die alle zu wissen glauben, was das Volk hören will. Ich weiß, um bei YouTube wirklich aufzufallen, muss man schon eine richtig geile Idee haben. Aber was spricht gegen richtig geile Ideen? Bzw.: Was spräche für nicht so geile Ideen? Natürlich schafft man es im Alleingang nicht ganz nach oben. Irgendwann benötigt man professionelle Strukturen. Und die müssen sich erst noch etablieren. Wahrscheinlich werden klassische Plattenfirmen verschwinden. Zukunft haben meiner Ansicht nach Unternehmen, die Label, Verlag, Booking und Management in einem sind.

Und zum Schluss noch ein paar Fragen, um deren Weiterleitung mich mein guter Freund und Verwandter Waldgeist Matte gebeten hat:

(Na gut, aber unter Protest!)

Berg oder Borg?

Der Berg und die Borg: ja. Die Berg und der Borg: nein.

Cannabis oder Kannibalismus?

Für mich nix von beidem. Ansonsten ersteres.

Wikipedia oder Wikileaks?

Zweiteres.

Kaffee oder Café?

Ist mir wurscht.

Photographie oder Fotografie?

Mal so, mal so.

Bildquelle: (c) Vollvincent

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