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Bedingungsloses Grundinterview mit Babak Tubis (Pirat)

[:en]Babak Tubis, 44 Jahre, Informatiker; geboren in Bochum, aufgewachsen in Köln; Studium der Informatik in Bonn; seit 2009 Mitglied der Piratenpartei, seit 2015 Vorsitzender der Kölner Piraten.

 

DANIEL ABLEEV
Wie würden Sie einem Regenbogen, der bekanntermaßen nicht zu den schlausten Zeitgenossen zählt, erklären, was Bedingungsloses Grundeinkommen (im Folgenden „Bemm“) ist und wie es funktioniert?

BABAK TUBIS
Du hast doch an Deinem Ende einen Topf. Stell Dir vor, dass der Vollmond jedes Mal, wenn er vorbeikommt, immer dieselbe Menge an Talern in den Topf tut. Und darum wird Dein Topf niemals leer. Und wenn der Topf mal zu voll ist, fallen die Taler, die zu viel sind, runter, und der Mond nimmt sie wieder mit.

DA
Das Bemm ist ja angesichts der heutigen sozialen und wirtschaftlichen Strukturen reichlich experimentell. Anders gefragt: Warum gilt es eigentlich als so normal, etwas tun zu sollen, um zu überleben?

BT
Selbst Du, mein Freund Regenbogen, willst doch leuchten und Dich daran erfreuen, dass Du anderen Freude schenkst. Nein, jetzt mal ernsthaft: Über die Jahrtausende hinweg musste man für seinen Lebensunterhalt arbeiten. So etwas ist tief in jeder Kultur unterschiedlich verankert und ausgeprägt. Unabhängig davon gilt aber auch, was ich über Freund Regenbogen sagte, für die meisten Menschen. Es gibt viele Antriebe, etwas zu schaffen und sich und andere damit zu erfreuen. Wer nichts tut und nichts bewegt, verkümmert körperlich, geistig und seelisch.

DA
Sollte man versuchen, zum Bemm über kleine Zwischenschritte wie die gesetzlich geregelte 4/3/2-Tage-Woche zu gelangen?

BT
Nein, es gibt bessere Übergangswege.

DA
Was ist mit Primaten, Delfinen und Rabenvögeln?

BT
Da mache ich mir keine Sorgen. Die kümmern sich um sich selber. Wir müssen nur aufpassen, dass wir ihnen nicht die Lebensräume und Grundlagen zerstören oder wegnehmen. Da wir das aber mit Rotwild schon gemacht haben, müssen wir uns nun um sie kümmern.

DA
Geldverdienen und Königshäuser – was sind Ihre Assoziationen zu diesem Diptychon?

BT
In einer Demokratie sind es auch nur Menschen. Wenn sich die jeweilige Gesellschaft einen Monarchen halten möchte, warum nicht? Die Frage ist nur, wie viel sind solche Repräsentanten ihrer Gesellschaft wert, z. B. an Aufmerksamkeit, Anerkennung oder Geld. Ob man sich Rennmäuse oder Royals hält, da sehe ich keinen großen Unterschied.

DA
Was ist mit den ganzen Scheißjobs da draußen, die nicht nur langweilig und menschenwidrig, sondern auch schlecht entlohnt sind? Sollten sie nicht viel besser bezahlt sein? Wer wird die noch machen in der Bemm-Ära?

BT
„Arbeitsleid“ muss auch entsprechend entlohnt werden! Und machen werden es wahrscheinlich diejenigen, die meinen, genügend Verdienst damit zu erhalten oder die eine Zufriedenheit durch ihre Tätigkeit erhalten, die andere Menschen nicht nachvollziehen können.

DA
Wie realistisch ist die Implementierung des Bemms in den nächsten 10(0000) Jahren?

BT
Sie ist möglich. Aber dafür müsste sich die Gesellschaft und vor allem die Politik darauf einlassen, überhaupt diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen, um dann ein vernünftiges Modell durchzurechnen und einen sauberen Übergang zu entwickeln. Vor allem darf es keine steifen Rahmenbedingungen geben. Wenn man feststellt, dass eine Überlegung nicht der Realität entspricht, muss man das korrigieren können. Aber für so eine Aktion braucht es echte Realisten, wie z. B. Helmut Schmidt einer war, in der Politik.

DA
Was ist Ihrer Meinung nach das Geheimnis des menschlichen Bewusstseins? Oder besteht es lediglich darin, dass es gar keins ist?

BT
Da müsste man tief in die Kiste der Philosophie greifen. Das kann Jahre füllen 😉 Aber ich denke … also bin ich!

DA
Bei der Vorstellung, über Freiheit und Freizeit zu verfügen, dürften so mancher geplagten Seele die Glückstränen kommen – ist denn für entsprechende Salzwasserauffang- und Aufbereitungsanlagen gesorgt?

BT
Ja, es gibt in der Planung, gerade in Deutschland, immer einen Sicherheitsspielraum. Die dürften mit dem Salzwasser zurechtkommen. Ich hoffe nur, dass die Auen und Hochwasserschutzmauern reichen.

DA
Es gibt mehrere hundert Menschen auf der Welt, die es sich nicht leisten können, ihre Zeit mit Stumpfsinn zu verbringen, nur um nicht zu verhungern und nackt in der Müllpresse zu landen. Der durch das Bemm ausgelöste kulturelle und gesellschaftliche Paradigmenwechsel wäre ohnegleichen. Die Weltdepressivität würde massiv absinken, denn Geld ist einer der Hauptmotoren für mentale und emotionale Blockaden sowie Auslöschungen. Wir müssen uns irgendwie vom Geldgestus dekontaminieren lassen … Welche anderen monumentalen gesellschaftlichen Experimente sind denkbar?

BT
Überall auf der Welt eine vernünftige Bildung und selbständiges Denken zu etablieren, könnte man auch versuchen. Allerdings werden gerade massive Anstrengungen unternommen, um das Gegenteil zu erreichen.

DA
Was, glauben Sie, wären die weitreichendsten Konsequenzen einer solchen utopistischen Wandlung?

BT
Z. B. ein Rückgang der Weltbevölkerung. Und eine bessere, mit der Erde und allen anderen Lebewesen kompatiblere Lebensweise, da die Menschheit sich Ihrer Verantwortung für sich und ihre Umgebung bewusster wird.

 

Foto: © Babak Tubis[:de]Babak Tubis, 44 Jahre, Informatiker; geboren in Bochum, aufgewachsen in Köln; Studium der Informatik in Bonn; seit 2009 Mitglied der Piratenpartei, seit 2015 Vorsitzender der Kölner Piraten.

 

DANIEL ABLEEV
Wie würden Sie einem Regenbogen, der bekanntermaßen nicht zu den schlausten Zeitgenossen zählt, erklären, was Bedingungsloses Grundeinkommen (im Folgenden „Bemm“) ist und wie es funktioniert?

BABAK TUBIS
Du hast doch an Deinem Ende einen Topf. Stell Dir vor, dass der Vollmond jedes Mal, wenn er vorbeikommt, immer dieselbe Menge an Talern in den Topf tut. Und darum wird Dein Topf niemals leer. Und wenn der Topf mal zu voll ist, fallen die Taler, die zu viel sind, runter, und der Mond nimmt sie wieder mit.

DA
Das Bemm ist ja angesichts der heutigen sozialen und wirtschaftlichen Strukturen reichlich experimentell. Anders gefragt: Warum gilt es eigentlich als so normal, etwas tun zu sollen, um zu überleben?

BT
Selbst Du, mein Freund Regenbogen, willst doch leuchten und Dich daran erfreuen, dass Du anderen Freude schenkst. Nein, jetzt mal ernsthaft: Über die Jahrtausende hinweg musste man für seinen Lebensunterhalt arbeiten. So etwas ist tief in jeder Kultur unterschiedlich verankert und ausgeprägt. Unabhängig davon gilt aber auch, was ich über Freund Regenbogen sagte, für die meisten Menschen. Es gibt viele Antriebe, etwas zu schaffen und sich und andere damit zu erfreuen. Wer nichts tut und nichts bewegt, verkümmert körperlich, geistig und seelisch.

DA
Sollte man versuchen, zum Bemm über kleine Zwischenschritte wie die gesetzlich geregelte 4/3/2-Tage-Woche zu gelangen?

BT
Nein, es gibt bessere Übergangswege.

DA
Was ist mit Primaten, Delfinen und Rabenvögeln?

BT
Da mache ich mir keine Sorgen. Die kümmern sich um sich selber. Wir müssen nur aufpassen, dass wir ihnen nicht die Lebensräume und Grundlagen zerstören oder wegnehmen. Da wir das aber mit Rotwild schon gemacht haben, müssen wir uns nun um sie kümmern.

DA
Geldverdienen und Königshäuser – was sind Ihre Assoziationen zu diesem Diptychon?

BT
In einer Demokratie sind es auch nur Menschen. Wenn sich die jeweilige Gesellschaft einen Monarchen halten möchte, warum nicht? Die Frage ist nur, wie viel sind solche Repräsentanten ihrer Gesellschaft wert, z. B. an Aufmerksamkeit, Anerkennung oder Geld. Ob man sich Rennmäuse oder Royals hält, da sehe ich keinen großen Unterschied.

DA
Was ist mit den ganzen Scheißjobs da draußen, die nicht nur langweilig und menschenwidrig, sondern auch schlecht entlohnt sind? Sollten sie nicht viel besser bezahlt sein? Wer wird die noch machen in der Bemm-Ära?

BT
„Arbeitsleid“ muss auch entsprechend entlohnt werden! Und machen werden es wahrscheinlich diejenigen, die meinen, genügend Verdienst damit zu erhalten oder die eine Zufriedenheit durch ihre Tätigkeit erhalten, die andere Menschen nicht nachvollziehen können.

DA
Wie realistisch ist die Implementierung des Bemms in den nächsten 10(0000) Jahren?

BT
Sie ist möglich. Aber dafür müsste sich die Gesellschaft und vor allem die Politik darauf einlassen, überhaupt diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen, um dann ein vernünftiges Modell durchzurechnen und einen sauberen Übergang zu entwickeln. Vor allem darf es keine steifen Rahmenbedingungen geben. Wenn man feststellt, dass eine Überlegung nicht der Realität entspricht, muss man das korrigieren können. Aber für so eine Aktion braucht es echte Realisten, wie z. B. Helmut Schmidt einer war, in der Politik.

DA
Was ist Ihrer Meinung nach das Geheimnis des menschlichen Bewusstseins? Oder besteht es lediglich darin, dass es gar keins ist?

BT
Da müsste man tief in die Kiste der Philosophie greifen. Das kann Jahre füllen 😉 Aber ich denke … also bin ich!

DA
Bei der Vorstellung, über Freiheit und Freizeit zu verfügen, dürften so mancher geplagten Seele die Glückstränen kommen – ist denn für entsprechende Salzwasserauffang- und Aufbereitungsanlagen gesorgt?

BT
Ja, es gibt in der Planung, gerade in Deutschland, immer einen Sicherheitsspielraum. Die dürften mit dem Salzwasser zurechtkommen. Ich hoffe nur, dass die Auen und Hochwasserschutzmauern reichen.

DA
Es gibt mehrere hundert Menschen auf der Welt, die es sich nicht leisten können, ihre Zeit mit Stumpfsinn zu verbringen, nur um nicht zu verhungern und nackt in der Müllpresse zu landen. Der durch das Bemm ausgelöste kulturelle und gesellschaftliche Paradigmenwechsel wäre ohnegleichen. Die Weltdepressivität würde massiv absinken, denn Geld ist einer der Hauptmotoren für mentale und emotionale Blockaden sowie Auslöschungen. Wir müssen uns irgendwie vom Geldgestus dekontaminieren lassen … Welche anderen monumentalen gesellschaftlichen Experimente sind denkbar?

BT
Überall auf der Welt eine vernünftige Bildung und selbständiges Denken zu etablieren, könnte man auch versuchen. Allerdings werden gerade massive Anstrengungen unternommen, um das Gegenteil zu erreichen.

DA
Was, glauben Sie, wären die weitreichendsten Konsequenzen einer solchen utopistischen Wandlung?

BT
Z. B. ein Rückgang der Weltbevölkerung. Und eine bessere, mit der Erde und allen anderen Lebewesen kompatiblere Lebensweise, da die Menschheit sich Ihrer Verantwortung für sich und ihre Umgebung bewusster wird.

 

Foto: © Babak Tubis[:]

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