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Tier 666

Von Marcus Jensen.


Kam aus dem Seelensumpf der flachen Hierarchien, durch Mamas Mumu in den Schadcode, in die Kükensortieranlage mit Ansauger, mein buttercremegelbes Fettgewebe wurde gequetscht, das Ich war eine Sturzgeburt, ließ mich gebären, weil man irgendwas machen muss. Von Odem zu Atem bedeutet Fortschritt. So hörte ich die blökenden Rinder von den Minaretten (das muss ein Gott vor dem Herrn sein) und die wiehernden E-Gitarren von Devil & The Details im Glockengebimmel, ich spürte den strafenden (J)Achweh, warmer INRI-Schweiß tropfte auf mich, das Folterrad der Widergeburten flocht mich ein. Mit den Feinden meiner Feinde spielte ich good god bad god, und Menschenfresser Nr. B51608 sah mir zu beim Zappeln an der pharmakologischen Fußfessel. Mein Kreaturleben hat seit Beginn nur gestört. Trieb oder treiben? An der Tinder-Selektionsrampe hab ich drei nutzlose Wünsche frei. Für die Höchsten sind meine Werke kleine weiche Felle, mit denen sie ihre Wohnung auslegen. Es enthält Walhalla allemal Allah.

Erstis 1

Ungeborene Anfänge, Folge 1: Jetzt kommen sie mich holen. – Gott sei Dank sieht mir das Phantombild nicht ähnlich. – Die üblichen drei Schritte hinter ihr gingen die Leibwächter. – Nellies größtes Talent war es, anderen Lebenszeit zu stehlen. – Die allermeisten Leute sind nett, genau deshalb vergisst man nie die paar Arschlöcher, und ich wollte immer etwas Besonderes sein. – Heidemarie, nun brauchen Sie bloß noch einen Notar. – Inzwischen habt ihr mich als Charakter ja längst liebgewonnen und zittert um mein Leben, besten Dank, aber am Ende werde ich euch daher umso bitterer enttäuschen. – Er war einfach peinlich im Bett, natürlich auch dieses Mal. – Das Gespräch mit dem Zombieforscher brachte wenig. – Schauen Sie, meine Beziehung Nr. 11b bot mir den taktischen Vorteil, dass ich eindeutig der Hässlichere war, so konnte ich es der guten Dame anlasten, den Bruch durfte ich verbuchen unter nichtschuldig. – Hubert hatte sich schon als Kind vorgenommen, irgendwas gegen Menschen zu machen.

Erstis 4

Ungeborene Anfänge, Folge 4: Hi, wir sind die Stimmen in deinem Kopf und fangen jetzt an. – Meine Henkersmahlzeit ist superlecker, mjam-mjam, da sagt man Dankeschön, hab ich mal gelernt. – Gerade war Annie auf ihre eigenste Weise glücklich. – Einiges an ihm mochte sie wirklich. – Bis vier Uhr gebe ich uns noch, dann sage ich die Dinge, die nie zurückzunehmen sind. – Immerhin haben wir unseren Eltern keine Schande gemacht. – Wir Irren hatten ja früher kein Netz, aber nun! – Alle, die Tom kondolierten und ihn anschnieften, sie seien tieftraurig wegen seiner Frau, hatten keine Ahnung gehabt, wer sie wirklich war, und Tom fragte sich, ob er klug sein würde und für den Rest des Lebens den Mund halten könnte. – Der Mörder ihrer Tochter erwachte gefesselt auf den vier noch kalten Platten eines Elektroherds, und weil er nicht der Hellste war, dauerte es sechs Sekunden, bis er schrie. – Die Stimmen in meinem Kopf hatten immer behauptet, dass es sie nicht gibt, und das fand ich nett von ihnen.

Erstis 5

Ungeborene Anfänge, Folge 5: Leute wie ich werden ja oft und gerne ausgenutzt, aber na gut. – Tadaah! – Der Priester, der Elisabeths Mann exorzieren sollte, war ein unfähiger Trunkenbold. – Die ganze riesige Villa unserer toten Omi verfickte ich in drei Wochen, und genau davon erzähle ich euch jetzt. – Am Freitagnachmittag, eine halbe Stunde nach ihrem Amtseid, nahmen ihr vier namenlose Staatsdiener das Smartphone weg, führten sie dann in sämtliche Geheimnisse ihres Ministeriums ein und ließen ihr lächerliche zwei Tage Zeit zum Verkraften, die sie in einem isolierten Trakt des Gebäudes verbringen musste, einer Art Luxusgefängniszelle mit Marmortoilette, bewacht von eben diesen vier Beamten, während sie das ganze Wochenende über keine Minute Schlaf fand und sich so hilflos fühlte wie noch nie in ihrem Leben. – Schon vor unserer Hochzeit konnten wir uns nicht leiden. – Betritt man ein Geschäft, gibt man nicht die Hand. – Wenn hinter Fliegen Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach.


Bildquelle: (c) DA

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