Von Doris Franzbach.
Wir laden Sie herzlich ein zur Vernissage von „Spiritual soul triggering by physical art“. Wir lassen den in die Tiefe, in den Raum, in die Zeit und letztlich ins Jenseits verweisenden Anspruch der Kunst als Metaphysik hinter uns. Fake news, Gleichzeitigkeit im Aktionsraum Leben und das Verschwinden der Träume und Perspektiven durch event running and populistic intellectual and artist mobbing haben unsere international bekannten Künstler_innen Isa Fly (Pseudonym von Elisabeth Höhenflug) und Markus Brunner inspiriert. Das uralte Medium der Fotografie sowie einen traditionellen Aufnahmestil verbinden beide gleichermaßen mit der Forderung an den Betrachter, die eindringlichen Schatten der Bilder sequentiell fragmentiert und modularisch auf Geist und Leib wirken zu lassen und vor dem Hintergrund des subjektiven Konstrukts die Impulse der Seele zu einem eigenen Kunstwerk, einem Umgang mit den Erscheinungen des Lebens, wirken zu lassen. Dabei werden die Phänomene nicht deep grounded wahrgenommen, sondern in Echtzeit aktuell leichthirnig belichtet, ganz auf der Höhe des Zeitgeistes.
Isa Fly hat Kunst in Heidelberg, Paris, Kalkutta und Athen studiert. Unter ihren griechischen Impressionen auf dem Boden hinduistischer Sinneseindrücke, der geballten Kunstgeschichte in Paris und dem kuscheligen Flair Heidelbergs schuf sie Katze 1 (Ulrike) und Katze 2 (Paul). „Ich bin eine Frau, die Leben anpackt und aus ihm herausgreift“, sagt sie. Das offenbart die Werkserie. Nichts ist dem Zufall überlassen.
Hier steht der Rezipient ganz klein vor der starken Präsenz einer lebendigen Formsprache. Folgt er der Gestik im Detail, sieht er sich mit einem in sich okkludierten Wesen (geschlossene Katzenaugen), das ihm jedoch mit einer inkludierenden Geste (des Schwanzes) winkt, konfrontiert. Vor dem Inklusionshabitus droht die Form auf den Betrachter zu stürzen, von Menschenhand geschaffenes Mauerwerk, das mit seinen gelb (Geist) und rot (Gefühl) gehaltenen Steinen vom grauen Brei der Hirnzellen zusammengehalten wird. Der Rezipient muss zum Akteur werden gegen das Bollwerk der Okklusion hin zu seinem soft minded sweet home of inner inclusion.
Wiederum ein einzelnes, leidenschaftliches, zugleich herausforderndes Motiv, das von Perspektivenreichtum der Ausstellung, von der Dramaturgie der Fragmente zeugt. Ablehnend gegenüber jedweder metaphysischen Geradestellung zeigt sich diese Gegenwartsheroisierung im Augenblick. Grün (Hoffnung/imperativer Impuls) und schräg (Skeptizismus) verweisen die aus dem Schwarz (Katzenfell) leuchtenden Augäpfel (vegan) auf die aktuelle politische Großwetterlage. Das seriell fragmentierte Oevre von Isa Fly bebt im Auge des Betrachters und stürmt Bauch (niedlich), Geist (gesellschaftskritisch) und Seele (das Gute/das Böse) hin zum spiritual soul triggering.
Markus Brunner, geboren in Kleinberberhausen, Studium der Kunst in Paris, New York und Rom, ist in seiner knappen Freizeit vom Job im Stadtarchiv Kleinberberhausen als Künstler in seiner ganzen Rasthaftigkeit tätig. Nach jahrzehntelanger Meditation, langsam und abrupt, ist es ihm gelungen, den Großstadtmief mit seinen pluralen Lebensformen abzuschütteln und sein Werk in einer Nuancen-Art zu kulminieren, die seine Kritiker an die Rätselecke gemahnt, seine internationalen Bewunderer lässt jedoch die Bürde der Anpassung des modernen Mannes diesen zutiefst erzittern, als wenn in den Ohren die Linde im Winde rauscht. Er schuf Verlangen 1 und Verlangen 2.
In dieser primitivistisch-archaisch ausbalancierten Werkserie steht ein Baum in seiner Monogestaltigkeit bezüglich Form, Farbe und Struktur fast entfremdet und unwirklich im Zentrum. Mit Gleichheitsreichtum schafft Brunner eine Stabilität der Wahrnehmung, der der zerzauste, verkrüppelte Baum mit seinem spärlichen Nadelwerk, der Vergänglichkeit, Hohn spricht. Das befremdet zunächst den Betrachter und zwingt ihn, sich eigene Gedanken zu machen. Gehen wir an die Separation von Traumwelt und Realität gelangen wir zu der Frage, was nicht sichbar ist: Warum steht ein Mann in der Jetztzeit in Kleinberberhausen noch irgendwie aufrecht? Was macht ihn stolz? Kontrollverlust, Kontrolle?. Was ist die Folge? Er steht. Er steht wie ein Baum. Wie steht ein Baum? Was ist ein Baum? Eben mit diesen metaphysischen Fragestellungen beschäftigt sich Markus Brunner nicht. Er abstrahiert von seinen Studienerfahrungen und widmet sich phänomenologisch der Epoché von Essenz und Erscheinung, deren letztere seine ganze Achtsamkeit fordert. Er hinterfragt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Welche Arbeit an den Erscheinungen der Wirklichkeit!
Wir möchten Sie also herzlich einladen, mit Körper, Leib und Seele aktiv unsere inszenierte Bild- und Sprachwelt „Spiritual soul triggering by physical art“ zu erleben. Naturerzeugte Formen, deren Morphologie den Menschen ganz katzig und baumig macht. Ein atemberaubender Seelenstrom, der ein leichtes Swinginggefühl im Bauch erzeugt und einen konvulsiv bewegt, um vom lachenden Maul konkret zu abstrahieren. Die Bilder könnten nicht anders aussehen und tragen doch alle Möglichkeiten in sich. Lassen Sie sich überraschen!
Bildquelle: (c) DF