Novelle

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Auszug aus dem Text „Ein gutes Verbrechen“

Von Magdalena Jagelke.

[…] Lüftchen […] einige Strahlen des Sommerhimmels

in: Sous Le Ciel de Paris, Musik Hubert Giraud, Gesang Édith Piaf

*

Die paar Stunden nach dem Feierabend bis zur Schlafenszeit. Die Pop-up-Tiere aus der Werbung springen mich nicht mehr an. Die Zeiten sind passé, auch das Essen von Bonbons nachts. Am Wochenende mache ich window-shopping.

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Mein Körper verschwindet manchmal. Man könnte Nadeln in die Haut stechen, der Schmerz ist nicht spürbar, wenn der Körper nicht mehr da ist.

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In der Ferne hängt der Nebel der Verheißung. Der Himmel wirkt pudern, eine Zuckerdecke. Der lockere Farbstaub zwischen den grauen Blocks, die Muster auf den Mauern, die Aufkleber an den Säulen. Die Düfte aus den Läden, das Fleisch und das Gemüse. Die Hitze, die feurig flirrend vom Boden aufsteigt.

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Ich liege auf dem Sofa, betrachte die Wolken draußen, die aussehen wie praller Zucker. Süße Watte, flüstert es in mir. Zu süß, mein Blick kehrt zurück ins Zimmer. Vom Himmel an die mit toten Fliegen tapezierte Wand.

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Mit einer Hand führe ich die Beruhigungspille zum Mund, die andere strecke ich aus dem Fenster.

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Ich weiß nicht, wohin mit mir, über der Stadt lodert die Hitze, ich laufe den Schmetterlingen nach in das von Lichtsprenkeln durchzogene Grün, den Park.

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FLAMINGO, prangt es in Neonlettern über der Tür des Cafés. Ich bleibe stehen, setze mich an einen der Tische, berühre die Plastikblumen. Die Blumen leben plötzlich auf. Wie bei Novalis. Ich strecke meine Hand nach dem geliebten Gesicht aus.

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Die Sonne spuckt orange auf Paris. Ich schließe die Gardine und trete aus dem Zimmer.

Madame drückt mich und gibt mir Madeleines mit. Den Papagei küsse ich zum Abschied auf den Schnabel.

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Eigentlich könntest du dich vor die Schienen werfen, huscht es durch meinen Kopf, als der Thalys anfährt. Ich beiße in das Fischbrötchen, das ich im Bahnhof kaufte, ignoriere die tödliche Anweisung in meinem Kopf.

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In meinen Nachtmahren und den Tagträumen ist es pastellfarben. Ich trage ein blaues Kleid. Statt an Leinen werden Hunde an rosa Schleifen Gassi geführt. Ich schminke mir einen Kussmund, ich bin so hübsch, dass der Spiegel platzt.

Bildquelle: (c) DA

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