Novelle

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Der düstere Beobachter

Von Nikolas Darkatos.

Es war im Jahr 1985 als alles anfing. Noch heute werde ich aus dem Schlaf gerissen, geplagt von einem Geist aus der Vergangenheit, den ich nicht loslassen kann. Kein Tag vergeht an dem ich mir nicht wünschte, dass ich das alles vergessen könnte. Ich hatte damals eine Wohnung im Westteil von Berlin. Die Straße in der ich wohnte war sehr ruhig, auf der gegenüberliegenden Seite standen 4 große Linden, die bei sonnigem Wetter sehr viel Schatten spendeten. Ich arbeitete damals als Kellnerin in einem kleinen Restaurant das nicht weit von meinem Zuhause entfernt war. Oft konnte ich in meinem Job erst dann Feierabend machen als der Tag schon längst der Nacht platz gemacht hatte. Meine Straße war zu dieser Zeit stockfinster, keine einzige Straßenlaterne war an und kein Lichtschein kam durch die vielen Fenster die in den kahlen Betonschluchten kaum zu erkennen waren. Meist fuhr mich mein Chef Nachhause, aber oft musste ich einfach meinen Kopf frei kriegen und lehnte sein Angebot mich Nachhause zu bringen ab. Ich wohnte ja auch nur 2 Straßen weiter. Der 17. Januar wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Ich hatte schon den ganzen Tag fürchterliche Kopfschmerzen, also fragte ich meinen Chef ob ich nicht früher gehen konnte. Es war nicht mehr viel los und da es mir sichtlich nicht gut ging hatte er nichts dagegen. Judith, die mit mir zusammen in der Spätschicht war, sagte sofort„ ist kein Problem, kannst ruhig gehen, ich mach das schon.“ Es war bereits nach 23 Uhr als ich meinen Arbeitsplatz verließ. Draußen war eine bittere Kälte, ich zog meine braune Wollemütze tief über meine Ohren. Bis zu minus 15 Grad hatten sie gemeldet. Es wehte ein eisiger Wind, mein Körper begann zu zittern. Ich beeilte mich nach Hause zu kommen. Vorbei an schwachbeleuchteten mehrstöckigen Häuserfassaden und einigen dunklen Schaufenstern. Meine Straße war nicht mehr weit. An einigen Fenstern konnte man noch Licht sehen. Aber es war immer noch so dunkel, dass man gerade mal umrisse erkennen konnte. Mich überkam ein sehr beklemmendes Gefühl, es war viel stärker als sonst. Ich blieb stehen, mir war als hätte ich hinter mir Schritte gehört. Ich drehte mich um, aber da war niemand. Mein Gang wurde schneller. Meine Haustür war nur noch einige Meter entfernt. Ich fühlte mich als ob mir eine Horde Hunde auf den Fersen war und mich in jedem Moment zerfleischen würden. Ich zog meinen Schlüssel aus der Manteltasche und steckte ihn ins Schloss. Den Hauch eines Atems konnte ich spüren. Er ließ mich für eine Sekunde erstarren. Es stand Etwas sehr großes hinter mir, etwas das meinem Gefühl nach nicht menschlich war. Als ich die Tür endlich von innen schließen konnte überkam mich eine Erleichterung, als ob man mich von einer tödlichen Krankheit befreit hätte. Die Bewohner dieses Hauses gaben mir ein Gefühl von Sicherheit. Ich ging die knarrenden Treppenstufen hinauf zu meiner Wohnung im dritten Stock. Sie war etwas für den kleinen Geldbeutel, 2 Zimmer Küche Bad. Von Küche konnte man kaum reden ich hatte ja nicht einmal einen Herd und mein kleiner Kühlschrank war so leer, da wären sogar die Mäuse verhungert. Das Wohnzimmer war in einem Stil eingerichtet der für die 80er typisch war. Eine Braune Couch mit einem Holztisch und an der Wand eine Tapete bei der einem in der heutigen Zeit das kotzen kommen würde. Ich hatte keine Bilder an der Wand. Im Nachhinein betrachtet sah meine ganze Wohnung so aus als ob ich nicht richtig darin leben würde, so als ob ich jeden Moment wieder aufbrechen müsste. Genau das war es auch, das Gefühl nirgendwo Zuhause zu sein. Ich ging an den Kühlschrank und holte eine große Flasche Wodka und Orangensaft heraus. Ich schenkte mir ein Glas mit mehr Wodka als Orangensaft ein und setzte mich auf die Couch. Obwohl ich todmüde war wollte ich nicht zu Bett gehen, ich war innerlich immer noch zu aufgewühlt als dass ich ein Auge hätte zu machen können. War es alles nur ein Hirngespinst? Vielleicht produziert durch Schlafmangel und einigen schlechten Horrorfilmen die ich in letzter Zeit gesehen hatte. Ich wusste es nicht. Ich schenkte mir noch ein Glas mit der Selben Mischung ein und legte eine Platte der Stones auf um mich etwas abzulenken. Etwas angetrunken aber geistig noch klar lief ich zum Spiegel im Schlafzimmer. Ich betrachtete mich, schaute mir meine langen, glatten dunkel braunen Haare an sowie meine großen braunen Kugelaugen. Ich war schon Mitte 40 und hatte kaum Falten, wenn in einer Unterhaltung mein Alter zur Sprache kam wurde ich meistens auf so um die 30 geschätzt. Aber was brachte mir das, ich war allein, die wenigen Beziehungen die ich hatte gingen alle in die Brüche. Zu stark war meine Angst vor körperlicher Nähe. Mir liefen die Tränen herunter als ich daran dachte was dieses Schwein mir angetan hatte. Es war jetzt schon über 30 Jahre her, als dieser widerliche Haufen Scheiße das letzte Mal Hand an mich legte, aber diese Erniedrigungen und Demütigungen waren in meiner Erinnerung als ob es gestern war. Am 18 Januar 1975 starb er, das war am damaligen Tag genau vor 10 Jahren. Ich fühlte mich als ob man mir schwere Ketten abnahm und mich in die Freiheit entließ. Aber ich konnte mich nicht freuen und ich konnte mit dieser Freiheit nicht umgehen, zulange musste ich fürchten das er mich finden würde. Die Bestie die mir meine Kindheit geraubt hatte war gestorben, aber die Ängste und die Albträume blieben. Oft war es derselbe Traum, ich liege zitternd in meinem Bett und höre die Schritte wie sie immer näher an meine Tür kommen. Die Tür wird geöffnet und ich wache auf. Und während ich meinen Kopf zur Seite drehe, sehe ich ihn neben mir liegen, ekelhaft lächelnd und seine Arme nach mir ausstreckend. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen an dem ich wirklich aufwachte. An Weihnachten 74 hatte er mir einen kurzen Brief geschrieben, es muss die Zeit gewesen sein, als er wusste, dass er bald sterben würde. „Liebe Anna, du hast geglaubt, dass du dich die letzten 20 Jahre vor mir verstecken konntest, aber ich wusste schon die ganze Zeit wo du warst. Ich hab dich oft beobachtet. Du gehörst mir, sonst niemandem, vergiss das nicht. Ich weiß, dass du von mir träumst. Du wirst nie deine Ruhe haben, ich werde immer da sein, wo du auch hingehst, du kannst dich nicht vor mir verstecken. Schöne Weihnachten Papa.“ Diesen Brief hatte ich gelesen und danach zusammengeknüllt und in den Papierkorb geworfen. Aber die Worte waren für immer unvergesslich in meinen Kopf. Plötzlich riss mich ein unerwartetes Klingeln aus den Gedanken an meine Vergangenheit. Ich ging zu dem kleinen Tisch und nahm den Hörer meines Telefons ab. “Ja bitte“, sagte ich, aber am anderen Ende der Leitung war niemand. Ich wollte gerade auflegen da hörte ich wieder dieses Atmen wie ich es in dieser Nacht schon einmal gehört hatte. Panisch legte ich den Hörer auf. Ich machte das Licht aus und lief zu dem Fenster das zur gegenüberlegenden Straßenseite zeigte. Dort stand eine schwach beleuchtete Telefonzelle. Ich glaubte dass ich die Konturen eines Mannes mit einem Mantel und Hut erkennen konnte, aber ich wusste es nicht genau, da ich kaum etwas sah. Ich wollte auch nichts erkennen, darum wendete ich meinen Blick wieder ab und lief in die Küche. Dort trank ich noch einen Wodka-Orange und legte mich danach ins Bett. Von Alpträumen geplagt wachte ich mitten in der Nacht auf, ein Blick auf meinen Wecker verriet mir, es war erst 4 Uhr. Das Klingeln des Telefons hatte mich aus meinem Schlaf gerissen. Aber diesmal konnte und wollte ich den Hörer nicht abnehmen, zu sehr fürchtete ich mich vor Demjenigen auf der anderen Seite der Leitung. Nach einer gefühlten Unendlichkeit hatte es aufgehört, nun war es totenstill. Ich stand langsam auf und ging wieder zum Fenster, in der Telefonzelle konnte ich nichts erkennen, da war niemand. Die dunkle Gestalt mit Hut war nicht zu sehen. Gerade als ich mich vom Fenster wieder abwenden wollte lief mir eiskalter Schauer den Rücken herunter, auf der anderen Straßenseite an den Bäumen sah ich etwas, aber es war zu dunkel, ich konnte nur das glimmen einer Zigarette sehen. Wer auch immer da war, er hatte mich angerufen, da war ich mir ganz sicher. Ich ging zur Seite und ließ mich an der Wand zu Boden gleiten. Wahre Todesangst erfüllte mich. Es kann doch unmöglich real sein. Es ist doch bestimmt nur ein Traum und ich erwache gleich, dachte ich. Aber es war kein Traum und ich hatte auch nicht zu viel getrunken oder irgendwelche Drogen genommen. Es war die Wirklichkeit und ich hatte eine dunkle Ahnung wer es war der da unten stand. Sosehr ich auch Angst hatte so sehr verlangte mein Herz nach der absoluten Gewissheit. Langsam schob ich mich an der Wand wieder nach oben und schaute vorsichtig durch die Fensterscheibe. Bei jedem Zug sah man das Glimmen der Zigarette in der Finsternis. Ich holte mein Fernglas aus der Schublade des Wohnzimmerschrankes. Meine Augen klebten daran, obwohl ich ein immer bedrückenderes Gefühl hatte konnte ich nicht anders. Ein Streichholz wurde angezündet, der Lichtschein erleuchtete für einen Augenblick das Gesicht des Fremden. Ich ließ mein Fernglas fallen. Er war es, so kurz ich dieses Faltige Gesicht auch sehen konnte, es waren seine kalten Augen. Ich ging schnell in mein Bett und zog die Decke ganz über mich. Bis mich der erste Sonnenstrahl vor Ermüdung einschlafen ließ hatte ich einige unruhige und schlaflose Stunden. Meine Gedanken drehten sich nur um das eine. Hoffentlich kommt er nicht herein. Als ich am frühen Nachmittag wach wurde fühlte ich mich als ob es nur ein fürchterlicher Alptraum gewesen war. Hatte ich wirklich nur geträumt, hatte ich mir das alles etwa nur eingebildet. Dies konnte nicht geschehen sein, das war absolut unmöglich. War ich etwa verrückt geworden, hatte ich den Verstand verloren. Schwer zu sagen. Ich stand auf, mein Körper war so schlapp, man könnte meinen ich wäre heute Nacht feiern gewesen. Ein Blick in den Spiegel im Bad ließ mich zurückschrecken. Ich sah noch schlimmer aus als ich mich fühlte. Wie ein Junkie der den nächsten Schuss brauchte. So konnte ich unmöglich unter die Leute gehen. Nach einer Generalüberholung machte ich mir erst mal einen Kaffee. Aber die Gedanken ließen mich nicht los. Ich stand von der Couch auf und ging zum Fenster. Mein Blick fiel auf die andere Straßenseite. Vor meinem geistigen Auge spielte sich das Martyrium von der vergangenen Nacht noch einmal ab. Ich zuckte zusammen als wäre ich aus einem Sekundenschlaf erwacht. Wenn ich in diesem Moment meine Tasse Kaffee in der Hand gehabt hätte wären an meinem Teppichboden jetzt wohl braune Flecken. Ich zog mich an. Vielleicht konnte man an der Stelle an der er gestanden war irgendetwas sehen. Etwas das mir sagen konnte ob das Wirklichkeit oder ein Alptraum gewesen war. Meine Gedanken Kreisten, ich lief die Treppe wie in Trance herunter. Es war alles irgendwie so unwirklich. Ich öffnete, die Tür nach draußen, man sah so gut wie niemanden. Kein Wunder, es war immer noch extrem kalt. Da bleibt man lieber im Warmen. Ich überquerte die Straße und ließ meinen Blick schweifen. An einem kleinen Mülleimer sah ich vielleicht 15 Zigarettenkippen liegen. Ich schaute mir die Kippen genauer an und hob eine von dem etwas sandigen Gehsteig auf. Es war die Marke Ernte 23, mein Herz fing wieder an zu rasen. Mir schossen wieder Bilder aus der Vergangenheit in den Kopf. Oft musste ich für ihn zu dem kleinen Tante Emma Laden gehen und genau diese Zigaretten holen. Ich ließ den Stummel fallen, mir wurde in dem Augenblick kotz übel. Ich beugte mich über den Mülleimer und erbrach meinen Kaffee, denn mehr hatte ich heute Morgen noch nicht. Als ich meinen Kopf wieder erhob und es mir wieder etwas besser ging, sah ich auf der anderen Seite des Mülleimers ein zusammen geknülltes Blatt Papier liegen. Ich beugte mich nach unten und hob die Papierkugel vom Boden auf. Das Blatt war vergilbt und roch ekelhaft, eine Mischung aus altem Zigarettenrauch und einem Altmänner Parfüm. Der Duft war mir sehr bekannt und erweckte in mir zugleich schrecklichste Befürchtungen. Ich öffnete das Papierknäuel. Es war der Brief den mein Vater mir einst geschrieben hatte. Aber wie kam er hier her, ich hatte ihn doch damals in die Mülltonne geworfen. Er muss in meiner Wohnung gewesen sein um diesen Brief zu holen. Aber wie kam er hier her. Wer immer ihn hier auf den Boden geschmissen hatte, es war der Selbe der nachts zuvor mein Fenster beobachtete und mich angerufen hatte, da war ich mir ziemlich sicher. Aber wer war es, mein Vater konnte es unmöglich gewesen sein. Ich hatte zwar den Kontakt schon vor Jahren abgebrochen aber ich wusste aus sicherer Quelle dass er schon längst tot war. Tante Rosa hatte mich damals angerufen um mir mitzuteilen dass sie auf der Beerdigung von meinem Vater war. Sie selbst hatte den Kontakt zu ihrem Bruder schon vor Jahren abgebrochen. Warum konnte ich mir schon denken, er war eben ein Mensch den man nur hassen konnte. Sein ganzes Wesen war von reinster Boshaftigkeit. Sie sagte mir sie wollte sich nur überzeugen dass dieses Treckschwein auch wirklich tot ist. Als sie ihn dort in dem Sarg liegen sah erfüllte sich ihr Herz mit unbändiger Freude, erzählte sie mir. Es wäre aber nicht die Tatsache gewesen das er tot war, sondern das er elendig und mit starken Schmerzen an einem Lungenkrebs krepierte war. Er konnte es also unmöglich gewesen sein. Mein Herz raste immer schneller. Was blieb jetzt noch übrig, ich musste also meinen Verstand verloren haben. Ich steckte das Blatt Papier in meine Manteltasche. Ich spürte ein dringendes Bedürfnis mit jemandem zu reden. Mir fiel gleich Judith ein, sie war die einzige Freundin die ich hatte. Als ich vor knapp 20 Jahren neu nach Berlin kam und noch niemanden kannte, hatte sie sich gleich so herzlich um mich gekümmert. Für mich war es so als ob es erst gestern war, ich hatte weder Job noch Wohnung, als ich am Nachmittag die Straße entlang schlenderte sah ich dieses kleine Lokal mit dem seltsamen Namen Zum Maulesel. Ich hatte Durst und war auch irgendwie neugierig was das wohl für Leute da drin waren. Ich ging rein und bestellte mir eine Cola. Die Einrichtung erinnerte mich ein bisschen an einen irischen Pub. Als ich da so saß und auf mein Getränk wartete, fiel mir das Pappschild auf dem Tresen auf, auf dem stand“ Kellnerin gesucht“. Eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, damals noch nicht mal 20, brachte mir meine Cola. Ich sprach sie auf das Schild auf dem Tresen an. Ich erzählte ihr dass ich neu in der Stadt war und noch keinen Job hatte. Erfahrung im kellnern hatte ich keine, das sagte ich ihr gleich, aber ich würde es furchtbar gerne probieren. „Da muss ich mal meinem Chef Bescheid sagen, aber ich denke da spricht nichts dagegen.“ Sie streckte mir die Hand hin.“Übrigens ich bin Judith.“ Kurze Zeit später kam ein kleiner Kerl, vielleicht so Mitte 40, mit Bierbauch, Vollbart und Halbglatze zu mir an den Tisch. „Hallo ich bin Karl. Wann kannst du anfangen?“ „Wenn sie wollen gleich morgen, “ sagte ich. Am nächsten Tag hatte ich dann, mein Probearbeiten mit Judith zusammen. Wir waren von Anfang an auf einer Wellenlänge. Auch Judiths Mutter war sehr früh gestorben. Mit ihrem Vater hatte sie nahezu das Selbe mitgemacht wie ich. Wir hatten auch den gleichen Musikgeschmack. Wenn einer von uns beiden an etwas dachte, hatte der andere es Sekunden später meist schon ausgesprochen, als wären wir Zwillingsschwestern. Ich machte mich also auf den Weg zu ihr, vorbei an diesen kahlen und farblosen Häuserfassaden. Ich beeilte mich, bei dieser klirrenden Kälte war jede Sekunde zu lange. Ich kam an das große Schild mit dem Esel drauf. Drinnen war nicht viel los, ein paar Rentner die um diese Uhrzeit ihren Kaffee tranken. Judith sah mich und kam sofort zur Eingangstür gelaufen.“ Was ist los? Du kommst doch an deinem freien Tag nie hierher. Ist was passiert?“ Sie klang sehr besorgt. Mein Gesicht muss Bände gesprochen haben. Ich wusste nicht wie ich anfangen sollte. Ich gab ihr den Zettel. „Judith ich glaub ich werde verrückt, „ Sie kannte ja meine ganze Geschichte, ich hatte ihr absolut alles anvertraut, so wie sie mir alles anvertraut hatte. Sie wusste gleich was das für ein Blatt Papier war das sie in ihrer Hand hielt. „Sag mal das ist doch der Brief deines Vaters. Ich dachte den hattest du weggeworfen.“ Es sprudelte aus mir heraus, ich musste einfach alles erzählen. Wie mich letzte Nacht auf dem Nachhauseweg Jemand oder besser gesagt etwas verfolgte, die nächtlichen Anrufe, der Mann der mein Fenster beobachtete, einfach alles. Judith hörte mir mit versteinerter Miene zu. „Was meinst du, hab ich den Verstand verloren?“ fragte ich sie. Sie umarmte mich ganz fest.“ Das glaub ich nicht. Wenn du willst kannst du heute Nacht bei mir schlafen.“ Sie griff in ihre Hosentasche und gab mir ihre Schlüssel. Wenn du nicht alleine sein willst kannst du auch gerne hier warten, bis ich fertig bin. Aber das wollte ich dann doch nicht. Ich bedankte mich und verabschiedete mich von ihr. Ich hatte schon sehr oft bei ihr übernachtet, so wie sie bei mir. Aber an diesem Tag würde ich das erste Mal alleine in der Wohnung sein, so lange bis Judith von der Arbeit kommen würde. Irgendwie hatte ich ein sehr unbehagliches Gefühl. Wie sich später herausstellte war dieses Gefühl berechtigt. Ich verließ also den Maulesel und machte mich auf den Weg zu ihrer Wohnung. Sie war nicht weit von hier. Ich beeilte mich, ständig hatte ich das Gefühl das mich Jemand verfolgen würde. Die wenigen Leute die man traf schienen mich zu beobachten. Wahrscheinlich sah man mir die Angst an. In der Dämmerung sah ein Haus aus wie das andere. Die alten mehrstöckigen Wohnhäuser hatten etwas Kaltes und lebloses an sich. Es war nicht mehr weit. Judiths Wohnung war schon zu sehen. Sie wohnte im vierten Stock eines sechs Stöckigen Gebäudes. Die Holztreppe die wohl auch schon einiges mitgemacht hatte knarrte unter meinen Füßen. Die Wände sahen aus als ob sie mir gleich entgegen kommen wollten. Ihre Wohnung war fast eine Kopie meiner eigenen. Der Flur wenn man die Tür reinkommt, mit dem Kleiderständer, das Wohnzimmer, die kleine Küche, fast alles war genauso angeordnet wie in meiner Wohnung. Ich ging in die Küche und schenkte mir ein Glas Rotwein ein. Ich brauchte kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn Judith bei mir übernachtete sagte ich ihr immer, bedien dich einfach wenn du etwas essen oder trinken möchtest, du brauchst nicht zu fragen. Sie sah das genauso. Ich machte mir noch eine Scheibe Brot mit Leberwurst und setzte mich auf die Couch die mitten im Wohnzimmer stand. Auf dem großen Holztisch vor mir lagen mehrere Zeitschriften. Ich nahm mir den Spiegel und blätterte darin. Mir war extrem langweilig, ich zählte die Minuten bis Judith endlich von der Arbeit kommen würde. Während ich Lustlos die Überschriften las, bemerkte ich wie meine Augen immer schwerer wurden. Ich legte mich hin und schlief sofort ein. Ich wusste nicht mehr was ich geträumt hatte, aber ein Geräusch riss mich aus selbigem. Es war das Klingeln des Telefons. Ich nahm den Hörer ab und sagte „Bei Leitner“ „Ich bin es Judith“ ertönte es. Du ich komm jetzt gleich, dass du mir ja nicht einschläfst, ich hab nur den einen Schlüssel und den hast du.“ „Woher hast du gewusst dass ich den Hörer abnehmen würde“, fragte ich sie. Worauf sie zur Antwort gab. „ Ich kenne dich scheinbar besser als du dich selber. Also bis gleich, Tschüss.“ Eigentlich müsste sie in spätestens einer viertel Stunde hier sein, wenn sie zu Fuß geht. Meistens fährt uns aber Karl Nachhause, er lässt uns ungerne alleine gehen. Ich ging nochmal in die Küche und schenkte mir ein weiteres Glas Rotwein ein. Ich zählte die Minuten. Judith hatte eine beachtliche Plattensammlung, bestimmt 200 Stück. Die hatte ich mir zwar schon 100 Mal angesehen, aber ich schaute sie mir immer wieder gerne an. Sie hatte alle großen Bands. Die Rolling Stones, Pink Floyd, Led Zeppelin, Black Sabbath, The Cure, Deep Purple, Aerosmith, The Doors und viele mehr. Ich war richtig vertieft, denn als ich das nächste Mal auf die große Wanduhr schaute die über der Küchentür hing war bereits eine halbe Stunde vergangen. Judith müsste eigentlich längst hier sein. Ich ging zum Telefon und rief im Geschäft an, aber dort nahm niemand mehr ab. Ich probierte es bei Karl Zuhause. Meine Hände zitterten.“Müller“ klang es aus der Leitung. Fast stotternd vor Angst was denn passiert sein könnte fragte ich ihn was mit Judith los sei, da sie noch nicht angekommen war. Das kann nicht sein, ich hab sie vor ca. 20 Minuten an ihrer Straße abgesetzt, hab wie immer noch gewartet bis sie an der Eingangstür war und bin dann weiter gefahren. Er sagte mir er würde sich noch schnell anziehen und käme dann sofort vorbei. Auf Karl konnte man sich immer verlassen. Er war wie ein Vater den ich niemals hatte. Egal welches Problem Judith und ich hatten, er hat uns nie abgewiesen. Wir konnten immer zu ihm kommen. Er hatte jedes Mal eine Lösung parat. Er selbst hatte keine Familie, seine Mutter war abgehauen als er 5 war und sein Vater den er immer in den höchsten Tönen gelobt hatte war gestorben als er gerade mal 16 Jahre alt war. Er musste sich also sehr früh alleine durchboxen. Judith und ich mussten ihn oft bearbeiten das er überhaupt etwas über sich Preis gab. Er war halt ein typischer einsamer Wolf, ein Einzelgänger mit dessen Hilfe man aber immer rechnen konnte. Plötzlich klingelte es an der Haustür. Ich ging zum Fenster und schaute vorsichtig nach unten. Karl konnte es unmöglich sein. Mit ihm hatte ich erst vor einer Minute telefoniert. Man sah niemanden. Bilder von der letzten Nacht schossen wieder durch meinen Kopf. Wer auch immer klingelte, steht wahrscheinlich direkt von Judiths Wohnungstür. Ich hatte fürchterliche Angst. Vielleicht ist er es, es könnte aber auch Judith sein, vielleicht war sie bei einem Nachbarn. Ich wollte am liebsten weglaufen, aber wohin. Ich musste unbedingt Gewissheit haben. Auf dem Boden lag etwas Weißes. Als ich näher kam sah ich das es ein Notizzettel war den Jemand unter der Tür durchgeschoben hatte. Ich hob ihn auf. Es stand etwas darauf. Öffne das Paket vor der Tür. Ich schaute durch den Spion. Es war niemand zu sehen. Als ich die Tür öffnete lag da wahrhaftig ein Paket, es sah aus wie eine Tortenschachtel war rosafarben und hatte eine große lila Schleife. Ich glaubte aber nicht das da eine Torte drin war, dafür war das Paket zu schwer und auch recht hoch. Aber was konnte es sein. Vielleicht war es ja eine Bombe und das Paket explodiert sobald ich den Deckel abhebe. Ich wollte unbedingt wissen was da drin war, also zog ich vorsichtig an der Schleife und hob langsam den Deckel von der Schachtel. Das Papier mit dem sie gefüllt war schob ich etwas zur Seite. Das was ich sah hab ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen. Noch heute wache ich nachts schreiend auf, gequält von diesem einen kurzen Augenblick. Mein Herz fühlte sich an als hätte man es mit einem Messer durchstochen. Mir wurde schwarz vor den Augen. Ich fiel in Ohnmacht. Als ich wieder zu mir kam hörte ich das klingeln an der Haustür. Es war Karl, er schrie meinen Namen. Ich ließ ihn herein, mein ganzer Körper zitterte.“ Was ist denn los? Ich warte hier draußen schon seit mindestens 10 Minuten, “ sagte er. Er sah dass es mir schlecht ging. Ich muss kreidebleich gewesen sein. Seine Stimme wurde ruhiger. Er wollte erfahren was passiert war, aber ich bekam keinen Ton heraus. Die Tränen liefen in Bächen mein Gesicht herunter. Ich zeigte auf die geöffnete Schachtel die an der Wohnungstür auf dem Fussboden lag. Karl ging hin und schaute rein. Das was er dort sah ließ ihn zurückschrecken. Ein „Oh mein Gott“ kam über seine Lippen. In dem so schön als Geschenk geschmückten Karton lag ein für mich immer wiederkehrender Alptraum. Das was wir beide erblickten war Judiths abgetrennter und mit Blut verschmierter Kopf. Karl rief bei der Polizei an. Eine mehrere Mann starke Truppe stellte so gut wie alles auf den Kopf. Es wurden alle Nachbarn befragt, Karl und ich wurden stundenlang verhört. In der näheren Umgebung wurde nach Menschen gesucht die vielleicht etwas gesehen haben. Aber die ganze Suche verlief im Sand. Niemand hatte etwas gehört noch gesehen. Es wurden auch keine verwertbaren Spuren gefunden. Die Fingerabdrücke auf dem Geschenkkarton waren meine eigenen, sonst waren da keine. Judiths Körper wurde nie gefunden. Die Polizei war nervös. So ein brutaler Mord in ihrer Stadt und es gab nichts das auf einen Täter hätte hinweisen können. Die Polizei glaubte unseren Aussagen nicht, für sie waren wir die einzigen Verdächtigen. Es sprach ja irgendwie auch alles dafür das es einer von uns war, oder vielleicht auch wir beide. Aber es gab keinen Grund uns weiter festzuhalten, sie hatten absolut nichts gegen uns in der Hand. Also ließen sie uns gehen. Es waren 8 alptraumgequälte Jahre vergangen bis ich Gewissheit bekommen sollte was damals wirklich geschah. Ich bekam einen Anruf von Kriminalhauptmeister Konrad. Er leitete die damals eingesetzte Sonderkommission. Die meisten Verhöre die mir vorkamen als ob die Zeit stehen blieb, wurden von ihm durchgeführt. Es war jedes Mal eine Emotionale Achterbahnfahrt. Er versuchte mit allen Tricks ein Geständnis zu bekommen. Aber ich blieb hart und wich, trotz stundenlanger quälender Fragen bis zum heutigen Tag kein bisschen von meiner ersten Aussage ab. Er sagte am Telefon nur einen Satz. “Wir haben einen Zeugen, bitte kommen sie sofort aufs Revier.“ Das Revier war nicht weit von meiner jetzigen Wohnung entfernt. Es war ein schöner Frühlingstag, die lauwarmen Sonnenstrahlen gaben mir ein angenehmes Gefühl und die verschiedensten Vogelarten zwitscherten wie wild durcheinander. Es war kurz nach 8 als ich am Zielort ankam. Ein Polizeibeamter der mich von damals noch gut kannte sagte zu mir, “Guten Morgen, gehen sie ruhig durch Herr Konrad ist hinten in seinem Büro.“ Ich lief den langen Gang durch bis zu seiner Tür. Eine Stimme die gut zu einem Radiomoderator passen könnte bat mich herein.“ Er hatte etwas von Robert Redfort in Sneakers die Lautlosen. Nachdem er mich begrüßt hatte legte er ein Foto auf den Schreibtisch und fragte. “Kennen sie diesen Mann?“ Ich kannte ihn, es war Herr Häberlein, er war aus Judiths Nachbarschaft. Er müsste jetzt so Mitte 80 sein, er war immer sehr Gesprächig und vor allem auch sehr neugierig. Ich hatte mich oft mit ihm über alles Mögliche unterhalten. Herr Konrad erzählte mir dass der ältere Herr sah wie Judith Nachhause kam und zur Tür herein ging, bevor die Tür wieder ins Schloss fiel wurde sie noch Mal aufgezogen und etwas huschte hinein, was nach seinen Aussagen kein Mensch gewesen war. Er sagte es wäre mehr wie ein Schatten gewesen und er hätte eine Todesangst davor gehabt. Er holte sich ein Fernglas um bereit zu sein, wenn das Ding was immer es war wieder heraus kommt. Nach ungefähr 5 Minuten, so schätzte er, tat sich etwas. Die Tür öffnete sich. Diesmal war es aber kein undefinierbares Wesen das ihm solch schreckliche Angst eingejagt hatte, sondern eine ältere Dame. Sie hatte einen großen Koffer bei sich. Vor der Tür blieb sie stehen und holte ein silbernes Zigarettenetui aus ihrer Manteltasche, nahm eine Zigarette heraus und zündete sie an. Laut der Aussage des Zeugen war es Helga Jakob die ein Stockwerk unter Judith wohnte. Er hatte sie zuvor niemals rauchen sehen. Diese vermeintliche Frau Jakob bemerkte dass sie beobachtet wird und schaute genau in die Augen des Zeugen. Er gab zu Protokoll das die Augen anfingen rot zu leuchten, als wären sie vom Teufel persönlich, oder kämen aus den tiefen Abgründen der Hölle. Die Angst überkam ihn wieder und zwang ihn runter auf den Teppichboden, auf dem er eine gefühlte Ewigkeit auch blieb. Er konnte sich nicht rühren, so sehr fürchtete er sich, sein Körper fühlte sich an als hätte man ihn eingefroren. Lange Zeit später hatte er die Klingel an der Tür gehört, was wahrscheinlich die Polizei war die nach Zeugen suchte. Da saß ich also in dem großen Büro des Polizeichefs Konrad und glaubte dass es wohl nichts Seltsameres mehr gäbe, aber da hatte ich mich getäuscht. Herr Konrad stand auf und ging zu einem kleinen Tisch auf dem eine Kaffeemaschine, eine Thermoskanne mit einigen Tassen und Milch und Zucker standen. “Möchten sie einen Kaffee?“ fragte er, während er sich eine weitere Tasse einschenkte. “Ja gerne, mit Milch ohne Zucker bitte, “ sagte ich. Er gab mir den Kaffee und setzte sich wieder auf seinen großen Bürostuhl der etwas Majestätisches an sich hatte. “Also normalerweise beachten wir solche verrückten Aussagen gar nicht. Ältere Leute die niemanden mehr haben und etwas Aufmerksamkeit haben möchten, oder Junkies die irgendwelche Pillen einschmeißen und Wahnvorstellungen haben. Aber bei ihm war es irgendwie anders. Ich hatte von Anfang an das Gefühl das er mir die Wahrheit sagte, so verrückt sich seine Geschichte auch anhörte. Das war vor genau 2 Tagen, als er wie sie auf diesem Stuhl saß und seine Aussage machte. Gestern fand man seine Leiche, er war vollkommen verbrannt. Es gab keine Spuren die den Ausbruch des Feuers hätten erklären können. Es war also so ein Fall von spontaner Selbstentzündung. Ob noch verwertbare Spuren am Leichnam zu finden sind erfahre ich noch von der Gerichtsmedizin. Wissen sie was noch komisch ist, diese Helga Jakob existiert gar nicht. Wir haben gestern alle Nachbarn nach dieser Person gefragt, keiner kannte sie, auch die Personenbeschreibung sagte niemandem etwas. Beim Einwohnermeldeamt sind zwar Leute unter diesem Namen verzeichnet, aber weder die Beschreibung noch die Adresse stimmen überein. Wir haben natürlich auch geprüft ob früher einmal eine Helga Jakob dort wohnte, Fehlanzeige. Wir haben logischerweise auch alle Personen mit dem Namen aufgesucht und gesprochen, aber niemand passte zu der gesuchten.„ Sie stecken also in dem Fall fest und haben sich erhofft dass ich ihnen noch irgendwas sagen kann. Es tut mir leid, aber ich hab ihnen damals schon alles erzählt, “sagte ich ihm. Er schaute mich eine Weile fragend an, dann gab er mir seine Karte. „ Wenn ihnen noch irgendwas einfallen sollte, sei es in ihren Augen auch noch so belanglos, bitte melden sie sich.“ Als ich aus dem Polizeirevier nach draußen trat, fühlte ich mich als ob die Welt mich verschlingen wollte. Ein Wesen das ich 8 Jahre lang in ein dunkles Verlies in den Tiefen meines Bewusstseins eingeschlossen hatte war wieder ausgebrochen. Ich wurde von Jemandem verfolgt, dachte ich zumindest. Es war ein heller Tag, mit Sonne und strahlend blauem Himmel, aber ich fühlte mich wie ein kleines Kind das nachts alleine durch einen finsteren Wald spazieren musste. Endlich konnte ich meine Wohnung sehen, es war jetzt nicht mehr weit. Auf den letzten Metern wurden meine Schritte schneller. An einem der Fenster sah ich eine alte Frau die mich beobachtete. Ich ging durch die knarrende Eingangstür. Ich fühlte mich als ob mein Mörder an jeder Ecke lauern würde. In meiner Wohnung roch es nach alt Männer Parfüm und Tabak. Ein Duft den ich sehr gut kannte. Dazu kam ein unangenehm modrig fauliger Gestank, der mich irgendwie an einen Tierkadaver erinnerte. Ich durchsuchte die Zimmer meiner Wohnung nach etwas das hier nicht hingehört. Aber es war nichts zu finden. Es sah genauso aus wie heute Morgen als ich gegangen war, aber ich spürte genau dass hier irgendwas nicht in Ordnung war. Nachdem ich mir aus der Küche eine Flasche Wasser und eine Tüte Chips als Nervennahrung geholt hatte setzte ich mich auf meine Couch zum Fernsehen. Was damals lief kann ich gar nicht mehr genau sagen, aber was ich entdeckte ist so klar in meiner Erinnerung wie wenn ein Film vor meinem inneren Auge ablaufen würde. Es war ein alter Lederkoffer der unter meinem Wohnzimmertisch lag. Mir fiel das was Herr Konrad heute gesagt hatte ein. Ich nahm seine Visitenkarte und wählte die Nummer. Er versprach mir er würde sich sofort auf den Weg machen. Die Minuten des Wartens kamen mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Als der Polizeichef endlich kam und mit mir zusammen den Koffer öffnete, wurden meine schlimmsten Befürchtungen Wirklichkeit. Es waren menschliche Knochen die in einer undefinierbaren Pampe aus Blut, Geweberesten und Maden lagen. Bei dem Anblick und dem stechenden Geruch musste ich mich sofort übergeben. Wenig später verlor ich die Besinnung, als ich wieder erwachte war die Spurensicherung schon da. Mehrere Leute standen um mich herum, eine Frau fragte mich wie es mir geht. Ein junger Sanitäter informierte mich darüber dass sie mich zur Sicherheit in das nächstgelegene Krankenhaus bringen werden. Mir musste niemand etwas sagen, ich wusste dass es die Überreste von Judith waren. Wie damals, wurde auch jetzt alles getan um den Täter oder zumindest einen Zeugen zu finden. Ich hatte ja erwähnt dass ich eine alte Frau an einem der Fenster gesehen hatte, das war ein Stockwerk über meinem. Wie sich herausstellte stand diese Wohnung leer. Jemand auf den meine Beschreibung passte gab es nicht. Es gab natürlich auch keine verwertbaren Spuren. Die Akte des Falls musste zu den ungelösten Fällen gelegt werden. Was mir blieb sind die grauenhaften Alpträume die mich nahezu jede Nacht quälen und die regelmäßigen Besuche bei meinem Psychiater.

Bildquelle: (c) DA

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