Von Daniel Schulz.
Eigentlich wollte er sich Speed durch die Nase ziehen, um die Klassenarbeiten am Wochenende zu korrigieren. Anders schafft man das ja nicht. Das dauert sonst zu lange bei allem was man als Lehrer noch zu tun hat. A. Dorn hatte nicht viel übrig für Dialektik. Er verstand sie als etwas Negatives. Er schaute in die Hefte hinein. Eigentlich wollte er sich Speed durch die Nase ziehen. Wer hätte erahnen können, dass ein Beruf so anspruchsvoll sein könnte?
Die Ränder seiner Augen hingen wie Gewichte über den Schreibtisch. Er war überarbeitet, das Kollegium unterbesetzt. Wenn er schon als Schüler kein Interesse am Unterricht hatte, dann jetzt erst recht nicht. Er verstand jetzt, warum sein Physiklehrer damals die Finger in die Steckdose gesteckt hatte. Es muss der lebendigste Tag in seiner ganzen Karriere gewesen sein. Er gähnte. Was war ihm denn noch von seinem Leben geblieben? Kinder, wollte er sie noch in seinem Leben haben? Was er wollte war ein Haus, ein Auto und eine Familie. Drei Träume, die er, zusammen mit seinem Darlehen für das Studium, noch am Abbezahlen war. Irgendetwas muss man ja schließlich aus seinem Leben machen. Herr Dorn befühlte die Amphetamine, die er sich reinziehen wollte. Seine Freundin bevorzugte Koks. Ihre Nase blutete, als sie sich an den Tisch anlehnte. Ihr Mantel, ein Stück weit offen, legte ihren Schenkel bloß.
Sie spreizte ihre Beine auf. – „Hast du etwas Zeit für mich?“ – Sie war aus der Kälte zu ihm gestoßen. An einem Wochenende wie diesem war das Lehrerzimmer verlassen. Herr Dorn beobachtete, wie seine Hand langsam ihren Schenkel hoch strich, seine Fingerspitzen langsam von außen nach innen wanderten. Langsam. Er schaute in ihre Augen. Je tiefer er griff, desto weiter öffnete sie sich ihm, Knopf für Knopf, bis der Mantel ihr von den Schultern fiel. Seine Freundin, eine evangelische Lehrerin, offenbarte sich in Uniform. Seine Freundin, eine evangelische Lehrerin, wollte anscheinend als katholisches Schulmädchen durchgefickt werden. Die Uniform stand ihr und als er sich vom Stuhl erhob, so auch Herr Dorn.
Es war, als sie ihm mit einem Latexhandschuh und zwei Fingern im Anus die Temperatur abnahm, dass der Hausmeister zur Tür herein trat. Im Regelfall, würde ein solcher Vorfall dann auch dazu führen, dass der Arbeitsplatz gekündigt oder gewechselt werden würde. Da die beiden, den Hausmeister aber schon einmal im lokalen Swingerklub kennen gelernt hatten, verwunderte die Frage „Oh, Herr Schablonski! Wie geht es Ihnen und ihrer Frau?“ nicht weiter. Herr Schablonski schaute verwundert: noch nie hatte er eine Schülerin bei einem Lehrer eine Prostatauntersuchung durchführen sehen. Wer Seltsamkeitsforschung betreibenen will, der muss auf Tuchfühlung mit der Normalität gehen. Denn nur wer ein Klischee lebt, kann auch ein erfülltes Leben leben. – „Oh ja, oh Gott! Ich komme!“ – Und wenn sie nicht ganz drogenabhängig sind, dann unterrichten sie noch heute.
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