Von Ana Meister.
Ich, im Ohrensessel. Du sitzt auf dem Boden und siehst mich mit großen, sorglosen Augen an.
Der Dämon lächelt sein weißzahniges, nie bekümmertes Grinsen von deiner Schulter direkt in mein Blickfeld und ich frage dich, ob alles in Ordnung ist.
„Natürlich. Seit gestern lasse ich all meine Wasserhähne 24 Stunden am Tag laufen, damit ich den Frosch nicht so laut quaken höre.“
Ich frage nach dem Frosch, auch wenn ich mit deinen nun folgenden Worten bereits bestens vertraut bin.
„Weißt du“, beginnst du, um nach einer Atempause wieder fortzufahren, „Der Frosch. Sein Brunftgeschrei, das treibt mich in den Wahnsinn. Mir tut es schon leid, dass er sich nicht fortpflanzen kann, na klar. Aber habe ich ihn darum gebeten, den lieben langen Tag zu quaken? Die dunkle Nacht hinfort Lärm durch meine Synapsen zu pusten? Ich glaube nicht.“
Und es macht keinen Sinn, nicht für dich, mich, irgendwen, aber ich höre den Frosch, ich sehe den Dämon, ich komponiere dein Wortwerk schon bevor du den Mund aufgemacht hast zu einer Amphibiensymphonie feat. MC Demonic.
„Die Leute können nicht so gut mit mir“, fährst du fort, „Ich glaube, weil ich nicht mit ihnen will. Aber ich will auch nicht mit dem Tier oder mit dem Monster. Ich will mit dem Teppichornament und mit dir können, aber doch nicht mit den Leuten.“
Ich nicke, werfe dem Dämon einen bösen Blick und dir ein ermutigendes Lächeln zu.
„Also“, setzt du fort, „solltest du in Erfahrung bringen, wie man Frösche verstummen lässt, ohne ihnen einen qualvollen Tod zuzumuten, dann…“
„Teichfrösche haben im Zoo eine Lebenserwartung von zehn Jahren.“
Du nickst.
Ich erhebe mich aus den Tiefen des Ohrensessels und marschiere träge zum Waschbecken. Ich drehe den Hahn zu. Ich sehe mich selbst im Spiegel. Ich wische den Dämon von meiner Schulter. Ich stelle die Gedankenlautstärke auf 0. Ein Orchester aus Grünfroschpaarungsrufen wirbelt durch mein Zentralnervensystem. Ich drehe mich um und anstatt deines arglosen Blicks steht dort bloß ein einfacher Holztisch ohne Stühle.
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