Rezeptionsnachweis zu Elsa Beskows Die Wichtelkinder (Urachhaus, 2019)
Elsa Beskow wurde 1874 in Stockholm geboren und 1952, im Jahr vor ihrem Tode, für ihre Verdienste mit der Nils-Holgersson-Medaille ausgezeichnet. Weil ich aus Skandinavien komme, kenne ich dieses Buch seit meiner Kindheit. Es ist eine Geschichte über die Jahreszeiten, über Werden und Vergehen in einem natürlichen und harmonischen Erzählton. Der Text ist sehr anschaulich formuliert, Kinder können sich sehr gut mit den Wichtelkindern identifizieren. Hier kann man noch in die Welt der Fantasie eintauchen und sich über ungläubige Kinderaugen freuen. Die Wichtelkinder spielen mit den Tieren, sammeln Vorräte, lernen in der Waldschule, überwintern und sehen einen neuen Frühling. Die altmodische, aber sehr klare Bildsprache der Zeichnungen ist ein Griff in die Nostalgie und erzeugt eine zauberische Heimeligkeit. Tolles Buch mit wunderbaren Illustrationen und in ausgezeichnetem Zustand.
Dieser viel Wahres vereinenden Amazon.de-Rezensionscollage wäre noch hinzuzufügen, mit welch immenser Tüchtigkeit die Wichtelfamilie an ihr täglich Werk geht. Vati Wichtel hat immer ein Messer dabei, was ihn nicht ausschließlich praktisch veranlagt bzw. stets schnitzbereit erscheinen lässt, während Mutti Wichtel zusammen mit ihrer Tochter Tücher strickt – die Rollenverteilung ist also politisch voll korrekt. Die Kinder Wichtel lernen fleißig, indem sie etwa bei der Bolsonarodung diverser Pflanzen mitmachen, und auf Eichhörnchen wird nur herabgeschaut, wenn wieder mal Immunisierungsgames mit dem Fledermaustaxi auf der Tagesordnung stehen. Schlangen oder gar Ameisen hingegen sind eher unwerte Kreaturen, was pädagogisch betrachtet wohl in Ordnung geht. Das Oberhaupt der Familie schlüpft hin und wieder in einen relativ grotesken Tannenzapfenschutztarnanzug, der eher an Dead Space als an ein old-timey Kinderbuch erinnert. Und der Troll im Berge trollt munter drauf los, sobald er die pilzköpfigen Kleinigkeiten beim Beerensammeln oder sonstigen naturnahen Herrlichkeiten erblickt.
Mit Meister Mond, der die Kids mit seiner Halloween-Maske beobachtet, versteht man sich auf Anhieb. Ebenso mit den zauberlichten Waldwesen, die gelegentlich Babysitteraufgaben übernehmen, wobei Wippen aufgrund ihrer Gewichtsklasse (< 0) nicht zu ihren Stärken zählt. Die gelehrte Eule hilft beim Ausfüllen schwerer Behördenformulare und unterrichtet in ihrer Privatschule Waldgeschichte und -mathe. Im Winter verholzt man das Fuchsloch gegen die Kälte, und wenn der Frühling wiederkommt, spielen die Kinder in einem Bächlein, das, wenn man den Wichteln eine Körpergröße von maximal 10 cm zuerkennt – im Regenfalle versteckt wicht sich unter einem Pilz, so niedlich ist wicht –, nicht mehr als 20 cm breit sein dürfte.
Zur Überraschung aller Beteiligten gibt es am Ende noch ein frisches Wichtelbaby, was der Tüchtigkeit dieser inzwischen auf 7 Mitglieder angewachsenen Familie eine weitere Bedeutungsebene verleiht.
Bildquelle: (c) urachhaus.de